Die Hubble-Aufnahme zeigt die elliptische Galaxie Messier 86 im Zentrum des benachbarten Virgo-Galaxienhaufens. Die Galaxie beherbergt gleich zwei der merkwürdigen ultrahellen Röntgenstrahler.

Foto: Nasa

Astronomen haben mithilfe des Chandra-Weltraumtelekops der Nasa ein bisher unbekanntes ungewöhnliches Röntgenobjekt entdeckt. Die ultrahelle Strahlenquelle in der elliptischen Galaxie Messier 86 in etwa 56 Millionen Lichtjahren Entfernung befindet sich rund 60.000 Lichtjahre entfernt vom Zentrum der Galaxie und gibt den Wissenschaftern Rätsel auf.

Ultrahelle Röntgenquellen, abgekürzt ULX, sind aus Sicht der Erde annähernd punktförmige Objekte, deren Helligkeit mit nur wenigen Phänomenen vergleichbar ist. Die meisten bisher bekannten ULX-Quellen geben im Röntgenbereich mehr Energie ab als eine Million Sterne von der Größe der Sonne über das gesamte Lichtspektrum hinweg. Nur die aktiven Kerne von Galaxien übertreffen diese Röntgenstrahler an Intensität. In ihrer gleichmäßigen Helligkeit übertreffen sie jedenfalls alle stellaren Prozessen, die bislang beobachtet werden konnten.

Unerwartete Häufung

Die meisten Galaxien verfügen höchstens über eine derartige ultrahelle Röntgenquelle, doch Forscher haben auch schon Sterneninseln nachgewiesen, die von mehreren ULX bevölkert sind. Meist handelt es sich dabei um Spiralgalaxien und Starburstgalaxien, also solchen, in denen bedeutend mehr Sterne geboren werden als in herkömmlichen Galaxien. In elliptischen Galaxien kommen ULX dagegen seltener vor.

Alleine deshalb stellt M86 tULX-1, die nun identifizierte Röntgenquelle in Messier 86, eine Besonderheit dar. Sie ist nämlich nicht die einzige derartige Quelle in der elliptischen Sterneninsel im benachbarten Virgo-Galaxienhaufen: Mindestens eine zweite ULX existiert dort ebenfalls. Das CXO J122611.830+125647.80 bezeichnete Objekt wurde bereits 2011 in Messier 86 entdeckt.

Zwei mögliche Szenarien

Welche astrophysikalischen Vorgänge den neu gefundenen Röntgenstrahler befeuern, konnten auch Lennart M. van Haaften und sein Team von der Texas Tech University in Lubbock nicht herausfinden. Die Wissenschafter erspähten M86 tULX-1 kürzlich in Archivdaten des Chandra-Weltraumtelekops.

Aufgrund der Spektrometermessungen von Chandra spekulieren die Astrophysiker allerdings in ihrer nun veröffentlichten Studie über zwei mögliche Szenarien: Entweder es handelt sich um ein stellares Schwarzes Loch mit 30 bis 100 Sonnenmassen, das Materie von einem Sternenriesen um sich sammelt. Oder – was die Wissenschafter für noch wahrscheinlicher halten – M86 tULX-1 ist ein Objekt, das sich in einer Art Übergangsphase zwischen einem herkömmlichen Schwarzen Loch stellarer Masse und einem Schwarzen Loch in einem ultrahellem Stadium befindet. (tberg, 10.12.2018)