Die Kunsthistorikerin Verena Konrad lebt in einem Atriumhaus in Dornbirn, wo sie das Vorarlberger Architekturinstitut leitet. Der dreigeschoßige Bau aus den 1990er-Jahren entspricht ganz ihren Vorstellungen von flexibler Architektur, die Kommunikation und Begegnung ermöglicht und fördert.

"Vor fünf Jahren bin ich aus Innsbruck nach Vorarlberg gezogen. Es war mein zehnter Umzug und eine sehr kurzfristige Entscheidung, weil ich die Leitung des Vorarlberger Architekturinstituts übernehmen durfte. Gedämpft wurde die Freude über die berufliche Chance durch die monatelange Wohnungssuche. Haben die Anbieter gehört, dass ich allein mit zwei Kindern bin, waren Telefonate schnell beendet. "Sie sind nicht verheiratet, ja vermögen Sie denn das?", war eine oft gehörte Frage. Ich empfand das als Frechheit und Kränkung.

Zieht Verena Konrad um, dann mit kleinem Gepäck. Immer dabei ist die Arbeit des Künstlers Josef Bauer, ein Geschenk ihrer Eltern.
Foto: Mark Mosman

Die Mutter meines Vermieters hat über einen Nachbarn hier im Haus von meiner Suche erfahren und mir diese Wohnung angeboten. Sie sei selbst berufstätige Mutter gewesen und wisse, wie das sei, hat sie ihr Entgegenkommen begründet. Das war ein großes Glück nach dieser Durststrecke.

Früher habe ich immer in Altbauten gewohnt. Sehr studentisch, eigentlich Substandard. Meine ideale Vorstellung vom Wohnen ist immer noch: zur Miete, in einem Altbau, etwas provisorisch, nicht perfekt. In Innsbruck hatte ich eine Wohnung, die Bert Brecht benutzt haben soll. Das war sehr cool, auch im ursprünglichen Sinn des Wortes, die Wohnung hatte keine Heizung ...

Nie hätte ich gedacht, dass ich hier im Dornbirner Villenviertel lande. Die historischen Villen, die Gartenanlagen – alles wirkt sehr exklusiv, wenn man neu hierher kommt. Eine Mischung aus mondän und pittoresk. Doch dieser erste Eindruck stimmt nicht, das Viertel ist im Alltag recht bodenständig.

Das großzügige Atrium ist Treffpunkt, Partyraum und für die ganz Jungen Indoor-Spielplatz. Ein Kunstwerk von Ingmar Alge macht sonnige Stimmung. Laubengänge erschließen die Wohnungen und schaffen Raum für Begegnungen.
Foto: Mark Mosman

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, hier wohnen zu können. Wir können zu Fuß zur Arbeit und in die Schule gehen, ich mache viele berufliche Termine mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Zug. Das ist für mich totale Lebensqualität. Und gleichzeitig haben wir nette Nachbarn. Diese Kultur im Haus, das Gemeinschaftliche durch Atrium, Laubengang, den Garten, der sich zum Viertel hin öffnet – da merkt man wirklich die Sprache der 1980er-Jahre, verlängert in die 1990er-Jahre. Der Errichter hat das mit dem Architekten Roland Gnaiger idealtypisch gedacht.

Flexibles Haus

Unser Atrium ist eine soziale Pufferzone. Hier kann man sich treffen, muss aber nicht. Von der Lichtführung ist es sehr interessant gemacht, in den Wohnungen hat man so von zwei Seiten Tageslicht. Die Grundrisse ermöglichen eine eigene Gestaltung. Verkleinern, vergrößern – je nachdem, was die Lebenssituation erfordert.

Foto: Mark Mosman

Die Wohnung, die ich gemietet habe, wurde beispielsweise auf künftige Nutzung durch einen alten Menschen mit Pflegeperson adaptiert. Die beiden Bäder und Eingänge sind auch für uns sehr praktisch, da meine Eltern oft hier sind, um die Kinder zu betreuen.

Diese Architektur wurde für Menschen gemacht, die sie nutzen, pflegen, je nach Bedarf weiterentwickeln. Im Atriumhaus ist die Flexibilität der Architektur und der Bewohner spürbar. Ich würde sogar sagen: Dieses Haus ist geistig flexibel.

Geht es ums Wohnen, denke ich provisorisch und temporär. Wenn ich umziehe, nehme ich nur die Bücher, die Bücherregale, die ich seit dem Studium habe, und das Allernotwendigste mit. Ich besitze kein einziges teures Möbelstück. Diese Wohnung war dafür ideal. Sie hat viele Einbauten: Schränke, Sideboard, Küche – alles war vorhanden, noch dazu in bester Qualität. Geleistet habe ich mir eine Couch, der Rest ist zusammengesammelt.

Foto: Mark Mosman

Meine Lebenszufriedenheit hängt nicht von materiellen Dingen ab. Wichtiger ist: Ich habe das Glück, zwei liebe, gesunde Kinder zu haben, ich kann für uns einen Beruf ausüben, der mich inhaltlich zufrieden macht, und wir können so wohnen, dass es uns eine innere Balance gibt.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Es geht weniger um Einrichtungen als um den Rückzugsort, um eine gewisse Form der Sicherheit, und es geht um funktionierende Gemeinschaften mit Familien, mit Nachbarn. Raum und Architektur können und sollten diese Kommunikation unterstützen. In diesem Haus gelingt das sehr gut. Ein seltener Glücksfall, leider hat sich das Konzept in Vorarlberg noch nicht durchgesetzt." (Jutta Berger, 4.1.2019)