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Tony "Scarface" Montana in Brian de Palmas gleichnamigem Film (1983) wäre mit einer einzigen Retusche um sein Alleinstellungsmerkmal gebracht.

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Ein Aufatmen geht durch die Gemeinde der Gezeichneten. Das British Film Institute (BFI) sieht hinfort davon ab, Filme zu fördern, in denen Bösewichte mit entstellenden Gesichtsnarben eine Rolle spielen. Das Institut, in England für die Filmförderung zuständig, möchte mit dieser Regelung Menschen integrieren, deren Gesichter wegen irgendwelcher Male keiner gängigen Schönheitsnorm entsprechen. Die Organisation "Changing Faces" ("#IAmNotYourVillain") räumt mit dem Vorurteil auf, dass es die Missbildung sein muss, die den Grad moralischer Verworfenheit bestimmt.

Die Initiative verdient, ungeachtet ihrer zu erwartenden kulturindustriellen Folgen, jede Hochachtung. Natürlich wäre jemand wie "Scarface" Tony Montana in Brian de Palmas gleichnamigem Film (1983) mit einer einzigen Retusche um sein Alleinstellungsmerkmal gebracht. Ganz zu schweigen vom unmaskierten Darth Vader ("Star Wars") oder vom geschnitzten Grinsegesicht des "Joker" (The Dark Knight").

Die Resozialisierung der Teufel

Myriaden von James-Bond-Bösewichten würden womöglich noch nachträglich arbeitslos gemacht. Anstatt Unterwasserbasen für Killerraketen zu bauen, bliebe ihnen – indem sie posthum zur Schönheit verdammt wären – nichts anderes übrig, als um Mindestsicherung anzusuchen. Auch ohne die Androhung eines Brexit ist das in Großbritannien eine knifflige Angelegenheit.

Alles andere wäre aber ebenso zum Aus-der-Haut-Fahren. Das Böse verdient, dass sein Schicksal gelindert werde. Man kennt kleine und größere Teufel, und man sollte sich vielleicht wirklich um ihre Integration und Resozialisierung bemühen. Gerade bei noch jüngeren Exemplaren sind die Hörner, die zufolge der Überlieferung an der Stirne entspringen, stumpf, kurz und weich. Man kann sie problemlos, unter Einwirkung lokaler Betäubung, mit einem einfachen Messer entfernen.

Schmisse und Narben sind ohnehin ein gefundenes Fressen für jeden Schönheitschirurgen. (Es soll hierzulande sogar Burschenschafter geben, die sich um den gewaltsamen Erwerb eines solchen Schmisses ausdrücklich bemühen.) Wie aber, um nur beim Teufel zu bleiben, geht man mit anderen schnöden Akzidenzien des Bösen um: Was tun mit Luzifers entsetzlichem Gestank? Und wohin mit dem borstigen Schweif? (Ronald Pohl, 6.12.2018)