Archivaufnahme von Lonesome George (ca. 1910-2012).

Foto: Arturo de Frias Marques [cc;3.0;by-sa]

Als "Lonesome George" im Juni 2012 das Zeitliche segnete, hatte er schon so manches gesehen. Die Galápagos-Riesenschildkröte war über hundert Jahre alt geworden und galt als letzter Vertreter der Unterart Pinta-Riesenschildkröten (Chelonoidis abingdonii) – daher auch der "einsame" Namenszusatz. Heute existieren nur noch zehn Unterarten dieser majestätischen Tiere, fünf sind bereits ausgestorben.

Für Galápagos-Riesenschildkröten ist ein Alter jenseits des hundertsten Geburtstags keine Seltenheit: Die Inselbewohner, die bis zu 300 Kilogramm schwer werden, sind wahre Methusalems. Das älteste bekannte Exemplar starb 2006 im Alter von etwa 170 Jahren in einem australischen Zoo. Krebserkrankungen, die bei Wirbeltieren üblicherweise mit steigendem Lebensalter zunehmen, treten bei diesen Schildkröten nur selten auf.

Georges Genome entschlüsselt

Um der Langlebigkeit dieser Tiere auf die Spur zu kommen, haben Forscher der Yale University und der spanischen Universidad de Oviedo nun das Erbgut zweier Riesenschildkröten entschlüsselt – darunter auch das von Lonesome George, der nach seinem Tod einbalsamiert und im Vorjahr in seine Heimat, auf die Galapagos-Insel Santa Cruz, zurückgebracht worden war.

Wie das Team um Adalgisa Caccone und Carlos López-Otín im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" berichtet, fanden sich in den Genomen einige Auffälligkeiten: Die Forscher entdeckten Anzeichen auf eine positive Selektion bei Gengruppen, die den Stoffwechsel und die Immunantwort regulieren. Auch fanden sich Genvarianten, die mit der Reparatur von DNA und der Hemmung von Tumoren in Verbindung stehen könnten.

Starke Abwehr

Den Wissenschaftern zufolge könnten das gewichtige Faktoren für die lange Lebensdauer sein, aber auch für die beeindruckende Körpergröße der Tiere. Die genauen Mechanismen dahinter seien zwar noch nicht geklärt, doch es liege nahe, dass die Riesenschildkröten dank dieser Genvarianten Krankheiten, vor allem Krebs, stärker unterdrücken können als andere Arten. Bei Schildkröten, die nicht so lange leben, würden diese genetischen Besonderheiten nicht vorkommen, berichten Caccone und Kollegen.

"Das eröffnet neue Wege für die Altersforschung", zeigte sich Lopez-Ortin überzeugt. Caccone würdigte indes den wohl berühmtesten Vertreter dieser Riesen, die einst schon Charles Darwin in den Bann zogen: "Wir können immer noch von Lonesome George lernen", sagte die Forscherin. (red, 7.12.2018)