Foto: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht

Peter Neundlinger ist Geschäftsführer des Wohnservice Wien. In seinem Job berät er Wohnungssuchende, privat ist er leidenschaftlicher Sammler. Uns hat er verraten, welches Geheimnis sich in seinen Vitrinen verbirgt.

"Seitdem ich zum Studium nach Wien gekommen bin, habe ich immer im Wiener Süden gewohnt. Früher am Wienerberg, heute am Laaer Berg. Es ist eine tolle Wohngegend, eine fast dörfliche Struktur, die einem ein bisschen das Gefühl von ganzjährigem Urlaub vermittelt, und trotzdem ist man in kürzester Zeit mitten in der Stadt.

"Ich bin ein Selfmademan und habe hier vieles selber gemacht." Peter Neundlinger in seiner Genossenschaftswohnung am Laaer Berg in Wien-Favoriten.
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Als Mitte der Achtzigerjahre unsere Tochter unterwegs war, haben meine Frau und ich uns nach einer größeren Wohnung umgeschaut, und so sind wir dann auf diese Wohnhausanlage gestoßen. Wir mussten dem Vormieter zwar etliche von ihm getätigte Sonderwünsche wie etwa die hochwertige Badezimmerausstattung und eine ganze Reihe an zusätzlichen Steckdosen ausbezahlen. Aber das ist ja absolut gerecht.

Die Anlage stammt aus den Achtzigerjahren, und das sieht man dem Gebäude auch an. Ein gewisser Zeitstempel, was die Formen, Farben und Materialien betrifft, lässt sich nicht von der Hand weisen. Aber die Wohnbaugenossenschaft, die das Haus errichtet hat, kümmert sich hervorragend darum und hält die Anlage gut in Schuss. Das Schönste daran ist übrigens der alte Baumbestand, der dem ganzen Grätzel einen eigenen Charakter verleiht. Die Nadelbäume wurden großteils in den Zwanzigerjahren gepflanzt.

Fotos: Lisi Specht

Die Wohnung hat über 100 Quadratmeter plus Loggia und bietet alles, was man sich wünschen kann. Viele träumen davon, in einem eigenen Haus im Grünen zu leben. Bitte nicht! Ein Haus ist die doppelte Arbeit einer Wohnung, und ich weiß, wovon ich spreche, denn viele Jahre lang musste ich in Haus und Garten meiner Eltern die Arbeiten erledigen. Aber dafür tobe ich mich gerne in der eigenen Wohnung aus. Ich bin ein Selfmademan und habe viele Verbesserungen hier selber gemacht – handwerkliche Arbeiten, aber auch zusätzliche Steckdosen in den Beton hineingestemmt. Das war immer schon mein Ausgleich zur Schreibtischarbeit, hat aber die Mitbewohner nicht sehr gefreut.

Die Wohnungen, die in Wien heute übergeben werden, sind qualitativ so hochwertig ausgeführt, dass man keinen Finger mehr rühren muss. Die hohen Ausstattungsstandards und die hochwertigen Materialien machen das Wohnen allerdings teurer. Wir müssen aufpassen, dass wir unseren ureigentlichen Auftrag – leistbaren Wohnraum zu schaffen – nicht aus den Augen verlieren.

Fotos: Lisi Specht

Zwischen einem Drittel und der Hälfte aller gefördert errichteten Wiener Wohnungen landen beim Wohnservice. Wir prüfen die Einkommensgrenzen unserer Kunden und beraten sie in der Antragstellung für eine Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung. Leider beobachte ich, dass immer mehr Menschen kein gutes und realistisches Gespür für das Verhältnis zwischen Einkommen und Wohnkosten haben. Die Kaltmiete sollte nicht höher sein als ein Drittel des Haushaltseinkommens. Will man ein schönes, sorgenloses Leben führen, dann rate ich jedem, sich an diese Faustregel zu halten.

Wir führen hier am Laaer Berg ein wirklich angenehmes, gemütliches Leben. Das Wichtigste für mich ist: Ich will beim Wohnen hinter mir die Tür zumachen können. Die Wohnung ist unser Rückzugsort, wo ich meine Ruhe finde und mich auch auf meine Hobbys konzentrieren kann. Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler und sammle Modelleisenbahnen, allen voran Dampfloks. Aber dazu muss ich sagen: Ich bin kein Pufferküsser, also kein Fahrer, sondern ein sogenannter Nietenzähler, also ein Vitrinensammler. Das ist ein so wunderschönes Hobby! Ich habe mich in diese kleine Welt vollends verliebt. Damit habe ich mir bereits so ziemlich all meine Wünsche und Träume erfüllt." (10.12.2018)