Tokio – Das rasant alternde Japan will sich für mehr ausländische Arbeitsmigranten öffnen. Gegen heftigen Widerstand der Opposition schickte sich die rechtskonservative Regierungskoalition am Freitag an, eine Revision des Gesetzes zur Immigrationskontrolle abschließend durch das Oberhaus in Kraft setzen zu lassen – damit leitet die Regierung ein massives Umdenken ein. Bisher hatte Tokio mit Verweis auf die gewünschte Homogenität der Bevölkerung nur unter sehr strengen Bedingungen Einwanderung zugelassen. Zugelassen waren etwa kleinere Programme für Nachfahren japanischer Auswanderer.

Davon sollen 14 Branchen profitieren, die unter akutem Arbeitskräftemangel leiden, darunter der Bau- und Agrarsektor, die Gastronomie sowie die Altenpflege. Die Regierung will mit der für April geplanten Reform im ersten Jahr 47.500 Gastarbeiter mit beschränkter Aufenthaltsdauer ins Land holen. Über fünf Jahre hinweg sollen es bis zu 345.000 werden.

Verdopplung auf geringem Niveau

Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in Japan hat sich bereits von 680.000 im Jahr 2012 auf 1,28 Millionen verdoppelt. Die meisten kommen aus China, gefolgt von Vietnamesen und Philippinern. Viele kommen über ein Praktikumsprogramm ins Land, das Japan seit 1993 Schwellenländern anbietet. Die Idee dabei ist es, junge Leute aus diesen Ländern während fünf Jahren am Arbeitsplatz weiterzubilden. In der Realität werden sie jedoch oft als billige Arbeitskräfte unter harschen Bedingungen in Fabriken oder auch auf dem Bau ausgebeutet.

Die Opposition will, dass zuerst diese Probleme strukturell angegangen und die Arbeits- und Lebensbedingungen ausländischer Arbeiter genauer geregelt werden. Andere Gegner des Gesetzes wollen, dass Japan auch in Zukunft keine nennenswerte Immigration zulässt. (APA, red, 7.12.2018)