Peking – China hat am frühen Samstag die Sonde Chang'e 4 zur Erkundung der Rückseite des Mondes ins All geschickt. Eine Rakete vom Typ Langer Marsch 3B mit dem Rover an Bord startete vom Weltraumbahnhof im südwestchinesischen Xichang, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Die Sonde Chang'e 4 soll auf der Rückseite des Erdtrabanten aufsetzen. "Das hat noch nie jemand gemacht. Es wird von Bedeutung sein", sagte Ouyang Ziyuan, leitender Wissenschafter des chinesischen Mondprogramms.

Die andere Seite des Mondes

Von Rückseite kann man deshalb sprechen, weil sich der Mond in gebundener Rotation mit der Erde befindet und ihr dadurch immer dieselbe Seite zukehrt. Von der Rückseite des Mondes kennt man – abgesehen von kleinen Ausschnitten am Rand, die durch Bahnschwankungen kurzfristig sichtbar werden – nur das, was Missionen fotografiert haben, die den Mond umkreisten.

Zum ersten Mal wurden die von der Erde aus nie sichtbaren 41 Prozent der Mondoberfläche 1959 von der sowjetischen Sonde Lunik 3 erkundet. Ihre Bilder zeigten, dass die Rückseite des Mondes deutlich weniger mit großen Strukturen wie Gebirgen und "Meeren" (eigentlich lavabedeckten Tiefebenen) geschmückt ist als die Vorderseite.

Chang'e 4 soll mit einem Roboterfahrzeug nahe dem Südpol des Erdtrabanten aufsetzen, von wo der Rover dann seine Erkundung startet. Wie schon bei der Reise der Chang'e 3 – der ersten chinesischen Sonde, die 2013 auf dem Mond aufsetzte – wird es laut den Missionsverantwortlichen zwei Wochen oder ein paar Tage länger dauern, bis die Chang'e 4 die Mondoberfläche erreicht.

Relais benötigt

Die größte technische Herausforderung der Mission ist laut Ouyang Ziyuan die Kommunikation mit dem Kontrollzentrum. Da sich Sonde und Rover auf der Mondrückseite im Funkschatten zur Erde befinden, hatte China im Mai einen Übertragungssatelliten auf den Weg gebracht, der als Relais-Station dienen soll.

An Bord von Chang'e 4 befindet sich auch Saatgut, mit dem geprüft werden soll, ob Gemüseanbau in einer geschlossenen Umgebung bei der niedrigen Schwerkraft der Mondoberfläche möglich ist. Dieselbe Zielsetzung hat eine vor kurzem gestartete Mission des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die dafür allerdings auf einen Satelliten setzt.

Weitere Pläne

Während andere Nationen ihre Raumfahrtprogramme kürzen, verfolgt China ehrgeizige Pläne im All. So ist nicht nur der Bau einer eigenen Raumstation geplant, sondern auch eine weitere Erkundung des Mondes. Nach der Landung auf der Rückseite des Mondes könnte möglicherweise schon im nächsten Jahr eine Mission starten, bei der auch Gestein zur Erde zurückgebracht werden soll. Nach den chinesischen Plänen soll bis 2030 erstmals ein chinesischer Taikonaut auf dem Mond landen. (red, APA, 8. 12. 2018)