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Sexuell explizite Inhalte sind auf einem Großteil der relevantesten sozialen Medien verboten.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/SPENCER PLA

Während News um den Verbot von Pornografie auf der Blogging-Plattform Tumblr Schlagzeilen machten, änderte Facebook seine eigenen Richtlinien – künftig ist auch das Nutzen sexueller Satzkonstruktionen, sexuellem Slang und die Verwendung sexueller Ausdrücke auf dem sozialen Medium verboten. Facebook begründet die neuen Regeln, die es als "Sexuelle Kontaktaufnahme" bezeichnet, so: "Wir wissen, wie wichtig ein solcher Austausch ist und möchten ihn zulassen. Dies gilt jedoch nicht, wenn Inhalte sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen ermöglichen, unterstützen oder koordinieren."

Und: "Wir schränken außerdem die Verwendung explizit sexueller, möglicherweise zu einer Kontaktaufnahme führender Sprache ein, da manche Mitglieder unserer globalen Gemeinschaft diese Art von Inhalten als anstößig empfinden könnten", heißt es in den Community-Richtlinien. Selbst vage Bemerkungen wie ""möchte heute Nacht noch Spaß haben" werden explizit verboten, auch Zeichnungen, die "anzüglich positionierte Person(en) zeigen oder zu zeigen scheinen" sind künftig verboten.

"Nicht neu"

Facebook gibt an, dass der Großteil der Regeln nicht neu sei, sondern nun bloß zwischen sexueller Kontaktaufnahme (Facebooks selbst genanntes Beispiel: "Suche nach Swingern, Freitagabend in der Bar, trage pink") und sexueller Ausbeutung ("zum Beispiel: ‚Meine Ex ist eine Schlampe, sieh dir die Fotos an, die sie mir geschickt hat‘") unterschieden werde.

Wie "engadget" erklärt, heißt das, dass eine öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt und Ausbeutung zwar gestattet ist, jegliche Kommunikation zwischen Erwachsenen über Sex in einem Vergnügen verheißenden Ton aber verboten. Angaben dazu, ob das auch für private Nachrichten gilt, gibt es keine.

Gewaltinhalte und Hasspostings bleiben stehen

Eine Recherche des Tech-Magazins "Motherboard" zeigte, dass Facebook bei Postings, die Hate-Speech beinhalten, nicht annähernd so radikal vorgeht. So sollen Bilder die fiktionale Charaktere mit hasserfüllten Kontext erhalten, bestehen bleiben. Als Beispiel für ein Bild, was nicht gelöscht werden soll, zeigen die Dokumente den Charakter Homer Simpson mit einem Hakenkreuz. Holocaustverleugnung soll laut internen Trainingshandbüchern für Community-Manager, die dem "Guardian" zugespielt wurden, nicht gelöscht werden, sofern der Poster nicht aus Österreich, Deutschland, Israel oder Frankreich stammen. Und: Als der STANDARD Facebook 2014 fragte, warum explizit brutale Videos der Terrormiliz IS, die unter anderem Hinrichtungen zeigen, nicht gelöscht werden, sagte ein Sprecher, dass man sich dem bewusst sei, sich aber als "neutrale Plattform" sehe. Man sei sich der Problematik bewusst, das soziale Netzwerk wolle aber die Debatte ermöglichen, hieß es, wobei in diesem Bereich mittlerweile eingelenkt wurde.

"Massaker" gegen das offene Internet

"Engadget" bezeichnet Facebook und Tumblrs Entscheidung als Massaker gegen das offene Internet, welches unter anderem Menschen aus der LGBTQ+-Community, Sexarbeitern, Künstlern und Misshandlungsopfern die Möglichkeit gibt, sich auszudrücken. Unklar ist auch, warum etwa Tumblr diesen radikalen Schritt geht, hat die Plattform in den letzten Jahren sexuelle Inhalte doch erlaubt und immer wieder explizit angegeben, das bewusst zu tun. Zwar wollen viele Werbetreibende nicht auf Blogs mit solchen Inhalten werben, allerdings hatte die Plattform in der Vergangenheit mehrfach betont, dass solche einfach aussortiert werden, sodass auf Wunsch nicht auf ihnen geworben wird. Apple hatte Tumblr zuvor aufgrund von Kinderpornografie verbannt, Tumblr gab aber an, dass es Probleme mit dem automatisierten Filter, der normalerweise eingesetzt wird, gegeben habe.

Apple spielt übrigens eine große Rolle darin, warum so viele soziale Medien etwa Nacktheit verbieten: Instagram-Gründer Kevin Systrom sagte 2015, dass der Grund, warum die Plattform so streng ist, daran liegt, dass andernfalls die Altersgrenze in Apples App Store erhöht wird, wodurch ein großer Teil der Nutzerbasis wegfiele.

Und auch andere Unternehmen agieren ähnlich: Amazon verbannt viele sexuelle Bücher, Starbucks hat seit neuestem einen "Pornofilter" eingeführt und immer wieder gibt es Fälle, die zeigen, dass Youtube und Google zu Bildungszwecken erstellte Inhalte über Sex und Sexualität verbannen.

Pornografie als Feind des Silicon Valley

Wie "engadget analysiert, würde sich auch nichts ändern, wenn die neuen Gesetzeserlässe wieder aufgehoben werden würden – im März passierten der "Fight Online Sex Trafficking Act" (Fosta) und der "Stop Enabling Sex Traffickers Act" (Sesta) den Kongress. Sie sollen Ermittlern mehr Möglichkeiten geben, um Menschenhandel im Internet aufzuklären. Jedoch brachten sie auch neue Regelungen für den Umgang mit Online-Inhalten mit. Vorgesehen ist, dass Plattformanbieter künftig für von Nutzern hochgeladene Inhalte haftbar gemacht werden können. Selbst wenn diese Regelung nicht mehr gelten würde, würden die meisten Plattformen trotzdem an ihren neuen Vorgaben festhalten, da sie schon in der Vergangenheit bewusst gegen sexuelle Inhalte vorgegangen sind. (red, 8.12.2018)