Sowohl Fernzüge als auch S-Bahnen und Regionalzüge sollen lahmgelegt werden.

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Berlin – Bei der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft EVG ihren Warnstreik beendet. Das sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft am Montag. Kunden müssen nach Bahnangaben aber noch den ganzen Tag mit Einschränkungen rechnen, vor allem im Fernverkehr. Bahnkunden müssen zunächst nicht mit weiteren Streiks rechnen. Die EVG erklärte am Montag, man sei bereit, wieder zu verhandeln. Die Deutsche Bahn sei im Anschuss an den Streik auf die Gewerkschaft zugekommen, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Man prüfe, ob man einen Termin am Dienstag wahrnehmen könne.

In ganz Deutschland haben zwischen fünf und neun Uhr am Montagmorgen Warnstreiks der Eisenbahner stattgefunden – die auch in Österreich zu Ausfällen geführt haben.
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"Die Wucht des Streiks macht deutlich, wie groß die Verärgerung der Kollegen darüber ist, dass weiter kein abschlussfähiges Angebot vorliegt", sagte der Gewerkschaftssprecher. Sobald die Bahn schriftlich ein verbessertes Angebot vorlege, sei die EVG bereit, die Tarifverhandlungen wieder aufzunehmen.

Der vierstündige Warnstreik hatte am Morgen um 5.00 Uhr begonnen. ICE und Intercitys fuhren nicht, auch im Regionalverkehr kam es zu erheblichen Einschränkungen, in einzelnen Bundesländern fuhr kaum ein Zug. Die Reisezentren wurden ebenfalls bestreikt. Auch der Güterverkehr war betroffen: Er sei "erheblich eingeschränkt", teilte die Deutsche Bahn am Montag mit.

Laut ÖBB kommt es am Montag auch zu Beeinträchtigungen im Fernverkehr zwischen Deutschland und Österreich. Der Fernverkehr zwischen Salzburg und München musste zeitweise eingestellt werden.

Getroffen wurden vor allem Pendler: Der regionale Zugverkehr in Vorarlberg wurde durch Shuttlebusse abgedeckt. Wer nach München musste, hatte Pech. Ebenso die Passagiere des einzigen EC, der tagsüber ohne Umsteigen zwischen München und Zürich via Bregenz fährt. Der Zug um 10.06 Uhr ab Bregenz wurde gestrichen. Bis zur Normalisierung des Zugverkehrs Deutschland–Vorarlberg–Schweiz würden noch vier bis fünf Stunden vergehen, sagte der Pressesprecher West, Christoph Gasser-Mair.

In Tirol herrscht mittlerweile wieder Normalbetrieb. Im Streikzeitraum wurden der Schienenverkehr in Bayern eingestellt. An den Grenzübergängen wurden seitens der DB im Regelfall keine Züge übernommen, das heißt, dass etwa über die Korridorstrecke am Deutschen Eck keine Züge verkehren konnten und diese mit einer entsprechenden Reisezeitverlängerung über Zell am See umgeleitet werden mussten. Auch auf der Karwendelbahn verkehrten die Züge nur bis Scharnitz. Im Außerfern gab es zwischen Reutte und Ehrwald (Strecke wird von DB-Regio bedient) einen Schienenersatzverkehr mit Bussen, Richtung Garmisch fuhren keine Züge. In die andere Richtung, von Reutte nach Pfronten-Steinach, fuhren Züge.

Demonstranten in Duisburg.
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Es würden "bundesweite Einschränkungen im Fernverkehr über den gesamten Tag erwartet", erklärte die Deutsche Bahn am Montag in der Früh. Reisenden wurde empfohlen, auf den Dienstag auszuweichen. Fernverkehrstickets mit Gültigkeit Montag können bis einschließlich kommenden Sonntag genutzt werden.

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In Deutschland stehen am Montag zahlreiche Züge still.
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Die EVG hatte am Samstag die Tarifverhandlungen abgebrochen und will diese erst nach einem verbesserten Angebot der Deutschen Bahn wieder aufnehmen. Die Gewerkschaft fordert 7,5 Prozent mehr Geld. Die Bahn hat nach eigenen Angaben ein "Siebenprozentpaket" vorgelegt. Sie verhandelte parallel mit der EVG und der Lokführergewerkschaft GDL.

Kampf um die Prozente

EVG-Sprecher Reitz schob im ARD-"Morgenmagazin" der Bahn die Schuld zu. "Der Bahnvorstand hat sich für den Abbruch entschieden, und das sind die Konsequenzen", sagte Reitz. "Wir hatten schon eine große Differenz zwischen Laufzeit und den Prozenten. Das war ja auch der Grund, warum unsere Kollegen aus der Tarifkommission das vorliegende Angebot einstimmig abgelehnt haben."

Zunächst sei von einer "Erhöhung in der ersten Stufe um zwei Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten" die Rede gewesen. Ein zweites Angebot habe 2,5 Prozent beinhaltet, jedoch bei einer Laufzeit von 29 Monaten. "Das heißt: für ein halbes Prozent mehr fünf Monate längere Laufzeit. Das zweite Angebot war eigentlich schlechter als das erste. Auf der Basis kann man nicht verhandeln", sagte Reitz. Wenn die Bahn nun kein "substanziell verbessertes Angebot" vorlege "dann muss man mit weiteren Warnstreiks in den nächsten Tagen rechnen". (jub, ars, red, APA, 10.12.2018)