Eine Gruppe von Fake-Nutzern und Bots, die Kanzler Sebastian Kurz folgt.

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In der Debatte über den UN-Migrationspakt haben einer Untersuchung zufolge außergewöhnlich viele Social Bots im Internet Stimmung gegen die Übereinkunft gemacht. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf eine Analyse der Firma Botswatch, für die hunderttausende Twitter-Botschaften ausgewertet wurden.

Über Durchschnitt

Demnach sind mit 28 Prozent mehr als ein Viertel aller Tweets zum Migrationspakt auf Social Bots zurückzuführen, also auf programmierte Teilnehmer in sozialen Netzwerken, die sich als reale Menschen ausgeben. Den Analysten zufolge liegt der Durchschnitt bei politischen Diskussionen sonst etwa bei der Hälfte (zehn bis 15 Prozent).

Der beim Migrationspakt beobachtete Anteil von Social Bots an einer Diskussion ist laut Botswatch so hoch wie seit der deutschen Bundestagswahl nicht mehr. Gestreut wurden demnach zum Beispiel Behauptungen, wonach die deutsche Regierung versuche, die Öffentlichkeit beim Migrationspakt bewusst zu täuschen. Für die Studie untersuchte Botswatch rund 800.000 Tweets, die zwischen dem 24. November und dem 2. Dezember veröffentlicht wurden.

Anonym, ohne plausiblen Namen und Foto

Bots treten meist anonym, ohne plausiblen Namen und Foto, in Erscheinung, geben immer nur zu bestimmten Themen Kommentare ab und haben keine oder nur sehr wenige Follower. In vielen Fällen posten Bots hierzulande rechte und islamfeindliche Statements und streuen manchmal Falschmeldungen. Werden Bots in den Meinungskampf geschickt, steckt oft das Ziel dahinter, Nutzern zu suggerieren, dass im Netz eine bestimmte Meinung vorherrsche. Es geht darum, Präsenz zu zeigen, Debatten an sich zu reißen, manchmal auch einzuschüchtern.

Verbindungen zu Gelbwesten

Bei den untersuchten Netzwerken gab es laut "Welt" Verbindungen zu den Protesten der Gelbwesten-Bewegung in Frankreich. Laut den Studienautoren soll so der Eindruck einer grenzüberschreitenden Bewegung hergestellt werden. Dieselben Netzwerke, die gegen den Migrationspakt aktiv sind, sind demnach auch beim Thema Dieselfahrverbote aktiv. Auf mögliche Hintermänner der Social Bots geht die Analyse nicht ein.

Der UN-Migrationspakt wurde am Montag bei einer Konferenz in Marrakesch angenommen. Er umfasst Leitlinien und Maßnahmen, deren Umsetzung rechtlich nicht bindend ist. Im Kern geht es um eine bessere Zusammenarbeit in der Migrationspolitik und um Standards im Umgang mit Flüchtlingen. Über den Migrationspakt gab es in den vergangenen Wochen teils heftige Debatten. Eine Reihe von Staaten ist von dem Pakt abgerückt, darunter auch Österreich. (APA, 10.12.2018)