Wien – Wenn Kirill Petrenko, der designierte Chef der Berliner Kollegen, bei den Wiener Philharmonikern gastiert, ist Extraklasse angesagt. Exquisit die Musik für Orchester in einem Satz von Rudi Stephan (1887–1915): erst feinster Weltschmerz, elegische Stimmungszeichnungen der Holzbläser, so edel wie Interieurs von Adolf Loos, dann ein heiteres Fugato der Bläser und ein Hollywood-Schluss à la Korngold. Kirill Petrenko zeichnete die Abschnitte mit Verve, Präzision und Feingefühl nach.

Bei den Metamorphosen von Richard Strauss agierte der 46-Jährige zurückhaltend, ließ bei dieser Studie für 23 Solostreicher kammermusikalische Eigenverantwortlichkeit zu. Schlicht der Beginn, wärmend der dunkel-weiche Sound der tiefen Streicher. Entschlackt und flott ging es weiter: Man wähnte sich in frühlingsfrischen Stimmungszeichnungen eines jungen Tonsetzers und nicht im Spätwerk eines vom Zweiten Weltkrieg erschütterten Komponisten.

Gediegen gearbeitet Brahms’ lebensherbstlich eingetrübte vierte Symphonie, speziell der Finalsatz. Petrenko rundete die vielen Minivariationen zu einer erschütternden Erzählung. (sten, 11.12.2018)