Der Inszenierung nach zu urteilen schien der heimischen Museumspolitik ein großer Wurf gelungen zu sein: Die Direktorinnen und Direktoren aller acht Bundesmuseen inklusive der kaufmännischen Chefs waren am Montag im Bundeskanzleramt mit Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) vor die Medien getreten, um die Einführung einer "Bundesmuseen-Card" zu verkünden.

Die Vorfreude war groß, wird doch eine gemeinsame Jahreseintrittskarte für Albertina, Belvedere, Mumok, Mak, Nationalbibliothek, Technisches, Kunst- sowie Naturhistorisches Museum von Experten und Oppositionellen wie Wolfgang Zinggl (früher Grüne, jetzt Jetzt) seit vielen Jahren gefordert. Tatsächlich hinkt Wien beim Angebot kombinierter Jahreskarten Städten wie Berlin, wo es diese ab 25 Euro gibt, hinterher.

"Streifenkarte für Touristen"

Die Bundesmuseen-Card, von Blümel als dessen eigene Initiative angepriesen, wird es nun um 59 Euro geben. Angesichts von Einzeleintritten, die bei rund 17 Euro liegen, klingt das nach einem guten Deal. Ernüchterung stellt sich beim Blick auf die Details ein: Die Karte berechtigt nämlich bloß zu einem einzigen Eintritt pro Haus. Zwar spare man dadurch 44 Prozent im Vergleich zum Kauf von Einzeltickets, vom großen Wurf ist Blümel damit aber weit entfernt. Die Opposition sprach von einer "Streifenkarte für Touristen".

Maßgeblicher Grund, warum sich Wien so schwertut, eine gemeinsame Jahreskarte zu entwickeln, ist, dass die Häuser seit ihrer Ausgliederung aus der Staatsverwaltung in harter wirtschaftlicher Konkurrenz zueinander stehen – mit dem Ergebnis, dass alle Museen eigene Jahreskarten (KHM um 44 Euro) etabliert haben, die sie nun nicht mehr adaptieren wollen oder können. Es liegt am Kulturminister, das Schnupper-Weihnachtsgeschenk "Bundesmuseen-Card" zu einem Angebot weiterzuentwickeln, das diesen Namen auch verdient. (Stefan Weiss, 11.12.2018)