Bild nicht mehr verfügbar.

Wolfgang Eder: "Europa kann die Welt nicht sanieren."

Foto: Reuters

Wien – Jeder redet vom Handelskrieg zwischen den USA und China. Doch was ist eigentlich mit den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, die Washington auch auf Importe aus Europa verhängt hat? Sie wirken, wenngleich ohne den Handel wirklich zu gefährden. Das liegt auch daran, dass die USA Ausnahmen machen, berichtete Voest-Chef Wolfgang Eder am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Die Extrawurst bekommt man freilich nicht zum Nulltarif gebraten. Mehr als 5.000 Ausnahmeanträge haben die Linzer bisher gestellt, um den 25-prozentigen Strafzöllen zu entgehen. Wobei Eder auf den enormen administrativen Aufwand dieser Ansuchen hinweist. Da gehe es teilweise um mehr als 100 Seiten an Formularen, die auszufüllen seien – pro Produkt. Doch die Mühe scheint sich zu lohnen. Knapp 3000 der Anträge wurden positiv beschieden, nur ein Zehntel negativ. Beim Rest wartet man noch auf die Antworten. Teilweise weichen die Linzer Stahlkocher auf ihre Standorte in Mexiko aus, teilweise werden tatsächlich anfallende Strafzölle mit Preiserhöhungen kompensiert, berichtet Eder. Insgesamt beschäftigt die Voestalpine in den USA 3000 Leute an 48 Standorten. Dennoch sind die Folgen des Handelsstreits laut Eder überschaubar.

Globale Verschiebungen

Das gilt auch für die globalen Verschiebungen. Europas weltweite Ausfuhren im Stahlbereich sind zwar geschrumpft, allerdings ist der Rückgang der Produktion mit 0,4 Prozent überschaubar. Schon deutlicher sind die Steigerungen der US-Stahlproduktion von 5,1 Prozent im laufenden Jahr. Unter dem Strich zeigen sich aber auch für die Vereinigten Staaten die negativen Effekte des Handelsstreits. Während die chinesischen Exporte in die USA im November um knapp zehn Prozent stiegen, brachen die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten um ein Viertel ein. Dennoch glaubt Eder, dass Peking an einer Lösung arbeit. Wenn man den wirtschaftlichen Hebel Chinas betreffend Exporte und Importe mit den USA vergleiche, dann sei der amerikanische dreimal länger, sagt der Voest-Chef.

In der Klimapolitik warnte Eder neuerlich vor negativen Folgen zu ambitionierter Maßnahmen. "Europa kann die Welt nicht sanieren." Während die USA und China für die Hälfte des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich zeichneten, liege der Anteil Europas bei zehn Prozent. Der 2019 abtretende Voest-General warnte insbesondere vor einer massiven Verteuerung der CO2-Zertifikate, wie sie derzeit im Raum stehe. Der Konzern will im Frühjahr eine Wasserstoffanlage testen. Doch selbst wenn sich das Pilotprojekt bewähren sollte, dauere es 15 Jahre, bis die Stahlherstellung weg von Kohle und Koks komme. (as, 10.12.2018)