Ob das angenehm ist? Schaden nehmen die Robben – im Unterschied zu den Aalen – jedenfalls nicht.
Foto: Brittany Dolan/NOAA Fisheries

Maui – Man sollte meinen, die vom Aussterben bedrohten Mönchsrobben von Hawaii hätten ohnehin schon genug Probleme, mit denen sie fertigwerden müssen. Ihr Lebensraum schrumpft zusehends, ihre Beutetiere werden weniger, die Fischernetze, in die sie sich immer wieder verheddern und dabei ertrinken, dagegen werden immer mehr – und nun das: In letzter Zeit scheinen sich immer häufiger Aale in den Nasenlöchern der Mönchsrobben einzunisten.

Was vor zwei Jahren zunächst als skurrile Einzelbeobachtung unter Biologen für Kopfschütteln gesorgt hatte, ist anscheinend mehr als nur das: Der Wissenschafter Charles Littnan von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) berichtet in der "Washington Post" von mittlerweile mindestens vier Fällen, bei denen in den Nasenhöhlen der Robben bis zu 70 Zentimeter lange tote Aale steckten.

Wie kommt der Aal da rein?

Das kuriose Phänomen wirft gleich mehrere Fragen auf. "Wir haben nicht die leiseste Ahnung, warum das plötzlich passiert", erklärt Littnan. "Wenn man die Natur lange genug beobachtet, sieht man einige sehr seltsame Dinge, und dies dürfte eines dieser Mysterien sein, über die wir uns womöglich noch nach unserer Pensionierung in 40 Jahren wundern werden." Abgesehen vom "Warum" blieb bisher auch die Frage nach dem "Wie" offen: Auf welche Art die langen dünnen Fische in die Nasenlöcher der Robben geraten, sei ebenso rätselhaft.

Menschen, die vielleicht etwas gegen Robben oder Aale hätten, wurden mittlerweile als Verursacher ausgeschlossen, meint Littnan. Möglicherweise haben der Speiseplan der Mönchrobben und ihre Jagdmethode aber etwas mit den Vorfällen zu tun. Die Meeressäuger bevorzugen vor allem Kraken, Tintenfische, Fische und eben auch Aale, die sie meist zwischen den Korallen aufstöbern.

Plausible und weniger glaubwürdige Thesen

"Dabei stecken die Robben ihre Schnauzen in kleine Höhlen im Riff und versuchen die darin verborgenen Leckerbissen mit einem gezielten Wasserschwall herauszuspülen", sagt Littnan. Dabei könnte es vielleicht passieren, dass in die Ecke gedrängte Aale sich in ihrer Verzweiflung in die Nasenlöcher der Robben flüchten.

Wirklich plausibel sei diese These aber auch nicht, meint der Biologe. Die meist recht langen Aale würden gerade so eben in die Nasenöffnung passen. Außerdem verschließen Robben ihre Nasenlöcher beim Tauchen mit kräftigen Muskeln. Diese aufzudrücken würde einem durchschnittlichen Aal vermutlich nicht leicht fallen.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Aale beim Hervorwürgen von bereits verschlungener Beute durch die Mönchsrobben quasi den falschen Ausgang genommen haben und so in den Nasenraum geraten sind. Alle mit einem Aal in der Nase aufgefundenen Robben seien jedenfalls von den Fischen befreit worden und hätten die seltsame Begegnung gut überstanden. (tberg, 11.12.2018)