Annegret Kramp-Karrenbauer ist ein langer Name.

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Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel – die deutschen Kanzler der vergangenen Jahrzehnte hatten eines gemeinsam: kurze Nachnamen, die auch Journalisten leicht im Titel unterbringen konnten.

Sehr viel schwieriger ist es mit jener Frau, deren Name jetzt in aller Munde ist und die den Job im Kanzleramt anstrebt: der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Der Doppelname ist aus platzökonomischer Sicht ein Albtraum – fast so "schlimm" wie jener der früheren deutschen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).

Er braucht so viel Raum, dass man, um halbwegs einen Titel zu bilden, riesige Schlagzeilen produzieren muss. Ob Annegret Kramp das ahnte, als sie 1984 Helmut Karrenbauer heiratete?

Von "Mutti" zu "AKK"

In den deutschen Medien zeichnen sich zwei Möglichkeiten der Abhilfe ab. Nun wird oft von der "CDU-Chefin" (siehe Titel) geschrieben, das ist nicht so arg lang. Andere verwenden gleich das sehr platzsparende Kürzel "AKK". Die Abkürzung könnte zu einem Markennamen für die 56-Jährige werden – so wie einst "Mutti" für Merkel. Zum einen sind die drei Buchstaben wunderbar kurz, zum anderen hat Kramp-Karrenbauer nichts dagegen, wenn sie verwendet werden.

Sie selbst twittert unter "@_A_K_K_". CSU-Chef Horst Seehofer, der seit neuestem auch auf dem Kanal zu finden ist, widmete ihr seinen ersten Tweet überhaupt. Darin schrieb Seehofer: "Liebe @_A_K_K_, meine herzlichen Glückwünsche."

Noch härter ist es für ausländische Journalisten, die den Namen aussprechen müssen. Sie sind sehr dankbar für das "AKK". Im Chinesischen, wo aus den 24 Buchstaben zwölf Schriftzeichen werden, bei denen jedes für eine Silbe steht, wird aus der neuen CDU-Chefin "An-ni-ge-lei-te Ke-lan-pu Ka-lun-bao-er".

Doch nicht nur bei der Länge des Namens gibt es einen gravierenden Unterschied zur Vorgängerin. Der CDU-Vorsitz ist zwar ein Fulltimejob, aber auch ein Ehrenamt. Das heißt: Es gibt kein Geld dafür. Das hat Merkel nicht gestört, sie bezog als Bundeskanzlerin ein Salär.

Annegret Kramp-Karrenbauer aber hat keinen Posten im Kabinett, auch kein Landtags- oder Bundestagsmandat. Sie ist "nur" CDU-Chefin. In der Parteispitze ist man sich einig, dass sie nicht unbezahlt arbeiten kann. Man erwägt nun, ihr ein Gehalt zu zahlen, das an die Höhe der Bezüge von Bundestagsabgeordneten angelehnt ist. Diese betragen derzeit 9780 Euro brutto.

Niederlage noch nicht verkraftet

In die Regierung will die neue CDU-Chefin nicht. "Ich bin zur Wahl als Parteivorsitzende angetreten, weil ich für eigenständige Positionen der Union stehen will. Dafür brauche ich keine Einbindung ins Kabinett", sagt sie. Sie will ja auch, wenn nötig, der Kanzlerin Paroli bieten. Und in der Regierung sind auch schon zwei Saarländer: Justizminister Heiko Maas (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

An Altmaiers Stuhl jedoch wird nun heftig gesägt, besagen Gerüchte in Berlin. Die Fans von Exfraktionschef Friedrich Merz sähen diesen gern als Wirtschaftsminister im Kabinett und sind ohnehin sauer, weil sich Altmaier vor der Wahl beim Parteitag für Kramp-Karrenbauer ausgesprochen hat.

So ganz verkraftet hat das Lager von Merz dessen Niederlage noch nicht. Auch dort rätselt man, warum ausgerechnet der sonst so eloquente Merz am Parteitag nur eine mittelmäßige Rede gehalten hat. Eine Verschwörungstheorie besagt: Die von der CDU-Zentrale gesteuerte Parteitagsregie hat ihm extra die Scheinwerfer hoch und das Mikrofon runtergedreht, um ihn schlechter dastehen zu lassen. (Birgit Baumann aus Berlin, 11.12.2018)