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Wenn Hosszú ihre Stimme erhebt, rauscht es im Becken.

Foto: AP/Tamas Kovacs

Hangzhou – Katinka Hosszú ist eine Sammlerin. Zum Auftakt der Kurzbahn-WM in Hangzhou erweiterte die ungarische Starschwimmerin ihre Kollektion an WM-Goldmedaillen über 400 m Lagen um die Nummer 19. Für die dreimalige Olympiasiegerin war das eine Genugtuung, schließlich ist Hosszú derzeit auch eine Klägerin. Die 29-Jährige führt eine Revolution von Spitzenschwimmern gegen den Weltverband Fina an. Gemeinsam mit den US-Stars Michael Andrew und Tom Shields unterzeichnete Hosszú eine in den USA eingereichte Sammelklage gegen das internationale Wettbewerbsmonopol der Fina.

Seit Jahren schwelender Konflikt

Auch der britische Superstar Adam Peaty unterstützt das Ringen um mehr Mitspracherecht und also Geld für die besten Athleten. Das Thema dominiert die Kurzbahn-WM, bei der die Österreicher eine ziemlich bescheidene Rolle spielen. Der seit Jahren schwelende Konflikt hat eine neue Dimension erreicht, nachdem die Fina einen für 20./21. Dezember in Turin geplanten Wettkampf untersagt und Schwimmern mit harten Sanktionen gedroht hatte.

Das Meeting, für das hohe Preisgelder ausgelobt worden waren, koordinierte die Profiserie International Swimming League (ISL). Die ISL will ab 2019 eine Wettkampfserie starten, bei der der Großteil der Gelder direkt an die Sportler fließen soll. Die Fina mit dem bereits 83 Jahre alten Präsidenten Julio Cesar Maglione aus Uruguay sieht die Bedeutung ihrer Wettbewerbe gefährdet und blockiert die Bemühungen der ISL.

"Meine Leidenschaft war es immer, das Schwimmen in die Richtung zu führen, in der Sportler die Partner der Verbände sind und keine Marionetten", sagt Hosszú. Die ISL nehme die Schwimmer im Unterschied zur Fina ernst.

50 Millionen Dollar

Hinter der Profiserie soll der ukrainische Milliardär Konstantin Gregorischin mit seinem im Energiegeschäft verdienten Geld stehen. Der Weltverband soll von der ISL eine Gebühr von 50 Millionen Dollar gefordert haben. Das könnte aber wohl keine Profiserie der Welt wieder einspielen. Andererseits kann nur eine Handvoll Athleten vom erschwommenen Geld auch nach der Karriere leben.

Die Klage wird auch im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) mit Interesse verfolgt. Die Eisschnelllauf-Union ISU hatte zuletzt einen ähnlichen Fall vor der Wettbewerbskommission der Europäischen Union verloren. IOC-Präsident Thomas Bach warnte, von Verbänden losgelöste Wettbewerbe könnten "vor allem auf Geld basieren und Sportler als Anlage behandeln".

Es gibt Stimmen, die dem IOC aber seit Jahr und Tag genau das vorwerfen. (sid, red, 11.12.2018)