In dieser Woche denkt Doris Knecht über sinnvolle Weihnachtsgeschenke nach. Wie wäre es denn mit einer Einladung zu mehr Bewegung?

Foto: Irina Gavrich

Weihnachten. Ich denke heuer viel über das Schenken als solches nach; machen eh alle. Die Klimakatastrophe, die Erderwärmung, unfaire Arbeitsbedingungen bei der Produktion und bei der Distribution, die Umweltbelastung bei der Herstellung, bei der Verpackung, beim Transport und bei der Entsorgung. Fast alles, was produziert wird, belastet in irgendeiner Weise den Planeten, und jeder Erwerb ist auch ein Auftrag zur erneuten Produktion: noch mehr CO2, noch mehr Plastik in den Ozeanen. Man kann heutzutage nicht mehr so tun, als seien die Kleinigkeiten, die man selber kauft, im globalen Ganzen ohne Bedeutung.

Traurig, denn das Schenken hat diesen einen positiven, diesen unschlagbaren Aspekt: die Freude des und der Beschenkten, das Strahlen, die Überraschung, die im Kerzenschein leuchtenden Kinderaugen. Es hat noch weitere gute Seiten, wenn das Geschenk regionale Arbeitsplätze ermöglicht und Unternehmen aus der Gegend stärkt; den Einzelhandel der Stadt, der Gemeinde, des Bezirks, der Straße, in der man lebt, wenn der Erwerb des Geschenks dazu beiträgt, dass Innenstädte und Ortszentren belebt bleiben und nicht aus leeren, verfallenden Ladenlokalen bestehen. Oder aus ehemaligen Sport- und Fitnessstudios.

Hier tun sich für uns wunderbar vernünftige Schenkmöglichkeiten auf, die auch dem Trend der zunehmenden Vereinzelung des Menschen entgegenwirken. Man trifft sich ja eh immer öfter nur noch auf Social Media, winkt sich übers Internet zu. Da kann man etwas dagegen schenken.

Richtig verpacken

Einem Geschenk mit Fitness-Faktor ist natürlich ein gewisses Risiko immanent. Ja, hallo, was willst du mir sagen? Dass ich schlaff sei, zu dick, zu unfit oder was? Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt, die richtige Verpackung, und ein gewisses Überreichungsgeschick. Es hat natürlich auch überhaupt keinen Sinn, jemanden ein überforderndes Sportgerät zu schenken, das dann nicht genutzt wird, weil es nicht den Bedürfnissen entspricht.

Was dagegen schon Sinn macht: etwas ausprobieren, idealerweise gemeinsam. Zwei gemeinsame Yogastunden, eine Tennisstunde mit Trainer, das Spinning, zu dem man sich allein nicht traut. Etwas Neues ausprobieren: Du wolltest doch reiten gehen, das ist jetzt gebucht. Warst du schon einmal Fitnessboxen?

Ist auch ein Ansporn für die Schenkenden, da haben alle was davon. Die Wanderkarte für die Wanderung, von der man seit Jahren redet, oder ein konkreter Plan für diese zweitägige Radtour: Wir machen jetzt einen Termin! Dieser Tanzkurs, an dem man immer vorbeigeht, einmal in dieses Fitnessstudio schauen, das um die Ecke eröffnet hat, ein Gutschein für ein Schnuppertraining und gemeinsames Getränk danach. Vielleicht wird ein Jour fixe daraus, und wenn nicht, dann hat man trotzdem etwas für sich selbst gemacht, im besten Fall Erfreuliches, hat sich bewegt, Freude gehabt.

Das beste Geburtstagsgeschenk, das ich im vergangenen Jahr gekommen habe, war übrigens ein Hackstock von meinem Nachbarn auf dem Land, selbstgeschnitten aus seinem Wald. Regt den Herzkreislauf an und macht ordentlich Muskulatur. Das ist jetzt nicht für jeden passend, aber: Fitte Weihnachten allen! (Doris Knecht, RONDO, 19.12.2018)

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