Fragt man Menschen, die in Peking die Verbotene Stadt besucht haben, was sie im einstigen chinesischen Kaiserpalast denn an Kunstschätzen gesehen hätten, bekommt man häufig dieselbe Antwort: Überraschend wenig. Woran das liegt?

Ein gewisser Chiang Kai-shek nahm die meisten Schätze mit, als er 1949 mit zigtausenden Landsleuten vor Mao Tse-tung auf die Insel Taiwan flüchtete und einen neuen Staat gründete. Die Kunstwerke wurden jahrelang mit Eisenbahnzügen quer durch China gefahren, damit sie den Japanern nicht in die Hände fielen, ehe sie im Palastmuseum in Taipeh eine neue Bleibe fanden.

Der Hintergrund der "abtrünnigen chinesischen Provinz" beschert Taiwan viele solcher Geschichten. Und auf sehr kleinem Raum gibt es hier wirklich viel zu sehen. Die 180 Kilometer vor China liegende Insel mit 24 Millionen Einwohnern ist nämlich nicht nur einer der technologischen Turbos in Fernost, sondern auch ein kultureller Hotspot. Die folgenden Highlights kann man zwar nur schwer im Rahmen eines kurzen Stopovers besuchen, aber: Wer Taiwan erst einmal auf dem Radar hat, kommt wieder.

1. Ximending

Taipehs Hipsterviertel: Rund um eine Fußgängerzone gruppieren sich Geschäfte, Restaurants, Designshops und Bars. Das Viertel entstand um das Red House, ein altes Fabrikgebäude, das von Künstlern zu Ateliers umfunktioniert wurde.

Ximending
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

2. Xiangshan

Ein eineinhalb Kilometer langer Weg führt über steile Stufen auf eine Anhöhe 183 Meter über der Stadt: Der Xiangshan oder Mount Elephant ist der beste Ort, um Ansichtskarten oder Selfies mit dem Panorama von Taipeh, dem Hochhaus "101" und den Sonnenuntergängen über der Stadt zu machen.

Xiangshan
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

3. Shifen Old Street

Shifen ist bekannt für seine Himmelslaternen. Besucher können Wünsche auf kleine Einweg-Heißluftballons schreiben und sie gen Himmel schicken. Superromantisch, speziell bei Nacht. Täglich steigen tausende Laternen auf. Was mit den ausgebrannten Plastikresten geschieht? Falsche Frage.

Shifen Old Street
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

4. Yangmingshan-Nationalpark

Taipeh ist – obwohl nur zweieinhalb Millionen Einwohner groß – eine dichte und hektische asiatische Megacity. Die Luft ist zum Schneiden, der Verkehr infernalisch. Wer dem entfliehen will, tut das im Yangmingshan-Nationalpark, einer eindrucksvollen Bergregion mit Reisfeldterrassen, Thermalquellen, erloschenen Vulkankratern und idyllischen Seen. Am allerschönsten ist es hier zur Zeit der Kirschblüte.

Yangmingshan-Nationalpark
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

5. Mengjia Longshan Tempel

Der Drachenberg-Tempel ist Taiwans ältester Tempel. Errichtet um 1738 von Einwanderern vom chinesischen Festland nach traditionellen kultischen Vorgaben, liegt er heute wie eine Erinnerung an eine vergangene Epoche inmitten des modernen Taipeh. Es ist ein Ort, der Tag und Nacht gleichermaßen von Gläubigen wie Touristen besucht wird. Nebenan befindet sich der überdachte Nachtmarkt Huaxi Street ("Snake Alley"). Schlangensuppe gibt es dort – zumindest offiziell – seit Mai 2018 nicht mehr.

Mengjia Longshan Tempel
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

6. Jiufen

Jiufen ist ein altes Goldgräber-Bergdorf bei Taipeh. Gold wird seit langem keines mehr abgebaut. Dafür gibt es unzählige Teehäuser und den schönsten Blick auf Taiwans Nordküste. Seit das vergessene Jiufen 1989 im Film "Die Stadt der Traurigkeit" vorkam, (Taiwans Pendant zu "Sound of Music"), geht es zu wie im Sommer in der Getreidegasse.

Jiufen
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

7. Maokong

Vor den Toren Taipehs liegt Maokong, einst das größte Teeanbaugebiet Taiwans. Ab der Metrostation "Taipeh Zoo" geht es mit der Seilbahn hinauf zu den Teefeldern. Dann wandert man über verschlungene Pfade zurück – und verkostet unterwegs eine Teespezialität nach der andern.

Maokong
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

8. Yehliu Geopark

Eine Autostunde von Taipeh entfernt liegt der Yehliu Geopark. Wind, Erosion und salzhaltige Luft haben aus Steinen an der Küste bizarre Formationen entstehen lassen. Um die Steinskulpturen vor der Zerstörung durch Menschen zu schützen, gibt es Sperrlinien und Aufpasser. Bei den prominentesten Steinen (etwa "Princess' Head") wartet man aufs Selfie mitunter eine Stunde. Dennoch: wunderschön.

Yehliu Geopark
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

9. Taipei 101

Als das Taipei Financial Center 2004 eröffnet wurde, war das 101 Stockwerke hohe Gebäude mit seinen 508 Metern der höchste Wolkenkratzer der Welt. Heute ist der Turm, der in Form eines Bambusstabs errichtet wurde, gerade noch das zehnthöchste Gebäude der Welt – die Sicht von der Aussichtsplattform ist aber immer noch phänomenal. Im Erdgeschoß gibt es mit dem Din-Tai Fung übrigens eines der besten Chinese-Dumplings-Restaurant des Planeten, obwohl es optisch an ein Supermarktrestaurant erinnert – aber dies nur, bis das Essen kommt.

Taipei 101
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

10. Chiang Kai-shek Memorial

Für Europäer gewöhnungsbedürftig, aber nichtsdestotrotz faszinierend, ist der Kult, der bis heute um Chiang Kai-shek, den "Vater der Republik China", gepflegt wird: In der an einen Mix aus Brutalo-Taj-Mahal und chinesischem Tempelgarten erinnernden Anlage exerzieren Soldaten mit spiegelnden Helmen und Bajonetten. Davor, im malerisch-opulenten Park, wird die Kuomintang-Jugend (die Jugendorganisation der Partei des Staatsgründers) gedrillt.

Chiang Kai-shek Memorial
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

11. Dihua Old Street

Die Dihua Street ist das, was man Altstadt nennen könnte. Hier und in den engen Seitengassen gibt es in exzellent erhaltenen und restaurierten Gebäuden klassisch-chinesische Geschäfte. Von Gemüse bis zu traditioneller Medizin. Die Gebäude sind vergleichsweise niedrig, eng und schmal. Wer auf Food-Safari gehen will, ist in den zahllosen kleinen Restaurants und Cafés richtig, man findet aber auch den einen oder anderen hippen Designerladen.

Dihua Old Street
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh

12. Nationales Palastmuseum

Die größte Sammlung chinesischer Kunst weltweit umfasst 697.490 Objekte – Jade, Porzellanwaren, Gemälde und Bronzen, die während der 8.000-jährigen Kulturgeschichte Kontinentalasiens erschaffen und in Pekings Kaiserpalast gesammelt wurden. Nur ein Bruchteil der Schätze wird permanent ausgestellt (immer noch mehr als im Louvre), ein Teil der anderen Objekte wird rotierend alle paar Monate ausgetauscht. (Thomas Rottenberg, RONDO, 14.12.2018)

Nationales Palastmuseum
Foto: Taiwan Tourism Bureau; iStock; APA / Sam Yeh