Die Österreicher sollten sich für jede Lebenslage per Impfung vor gefährlichen Erkrankungen schützen, fordern Experten.

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"Es ist zu spät, eine Feuerversicherung abzuschließen, wenn der 'Stadl' bereits brennt", sagt Gerhard Kobinger, Vorstandsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer und rät der Bevölkerung damit zu einer frühen Grippeimpfung. Die Österreicher sollten sich am besten jedes Jahr schon im Herbst gegen die Virus-Grippe immunisieren lassen, heißt es weiter. Vergangenes Jahr taten das nur rund sechs Prozent der Österreicher.

Um unteren Bereich liegen die Zahlen jener Österreicher, die sich impfen lassen, auch bei vielen anderen Erkrankungen. So müssten etwa Jugendliche verstärkt darauf angesprochen werden, im Impfschutz zu bleiben, heißt es von Experten des Österreichischen Impftages, der im nächsten Jahr am 19. Jänner stattfindet.

"Auch die Erwachsenen sind eine wichtige Gruppe, weil wir bei ihnen Impflücken entdecken, zum Beispiel bei Masern und Keuchhusten", sagt Ursula Wiedermann-Schmidt von der Med-Uni Wien. Bis November dieses Jahres gab es in Europa bereits rund 41.000 Masern-Erkrankungen und 63 Todesfälle. In Österreich waren es 75 registrierte Masern-Erkrankungen.

Schwaches Immunsystem

Im Alter schließlich gilt es, durch besseren Impfschutz auf die zunehmende Schwächung des Immunsystems zu reagieren. Auch während einer Schwangerschaft ändert sich das Immunsystem drastisch. "Da können schwerste Erkrankungen häufiger auftreten. Das gilt zum Beispiel für die Influenza, auch für Keuchhusten", sagt Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Leiterin des Impftages.

Der Kinderarzt und Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger, verwies besonders auf die Pertussis: "In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der registrierten Keuchhustenerkrankungen verdoppelt. Ein Erkrankter kann 17 weitere Personen anstecken." Hier wären, wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, mehr Impfungen quer durch die Bevölkerungsschichten notwendig.

Botschaft vermitteln

Impfen müsse "in" sein, so die Forderung der Experten. Um das zu erreichen, sei es dringend notwendig, dem "negativen Impfpopulismus" die richtigen und wirksamen Kommunikationsstrategien entgegenzusetzen, sagt Wiedermann-Schmidt: "Denn nur wenn wir Ärzte und alle im Gesundheitswesen Tätigen ausreichend Wissen über das Impfen und die richtigen Kommunikationswege haben, kommt die Botschaft auch tatsächlich an."

Die Expertin kritisiert: "Doch leider stellen wir fest, dass der Zeitgeist ‚Egoismus‘ heißt – auch beim Impfen. Jede/r schaut nur auf sich, als wäre er oder sie nicht Teil eines sozialen Gefüges. Aber nur, wer sich selbst schützt und impfen lässt, schützt auch alle anderen Menschen im persönlichen Umfeld und verhindert so Impflücken. Das versteht man unter sozialer Eigenverantwortung, die für jeden selbstverständlich sein sollte." (APA, red, 12.12.2018)