Brieftauben können sich bei wildlebenden Vögeln mit dem tödlichen Parasiten anstecken.
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Gießen – Vor einem zwar längst bekannten, bislang aber kaum beachteten Parasiten, der Taubenzüchtern große Probleme bereiten könnte, warnt die Universität Gießen: Sarcocystis calchasi stammt aus der Gruppe der Kokzidien – keine Bakterien, sondern winzige Lebewesen mit Zellkern –, die im Magen-Darm-Trakt der verschiedensten Tierarten vorkommen. Sarcocystis calchasi hat sich auf Vögel spezialisiert.

Betroffene Vogelgruppen

Der Parasit, der eine mit einer Gehirnentzündung einhergehende und meist tödlich verlaufende Erkrankung auslöst, wird von Greifvögeln übertragen. Erkranken können aber auch Tauben und Papageien, berichten Forscher um den Gießener Vogelmediziner Michael Lierz.

Das sind zwei Vogelgruppen, die in großer Zahl in Gefangenschaft gehalten werden: Tauben in der Zucht, Papageien im Rahmen von Artenschutzprogrammen. Und das Leben in Gefangenschaft – mit vielen Tieren auf engem Raum – erhöht das Risiko einer Ansteckung beträchtlich, berichten die Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports".

Riskantes Leben in Gefangenschaft

Für Wildtauben scheint der Erreger ein überschaubares Risiko darzustellen, während das Risiko für Tauben in Menschenobhut sehr hoch ist. Das sind in erster Linie Brieftaubenbestände, aber auch Exemplare aus stark bedrohten Taubenarten, welche in Erhaltungszuchtprogrammen stecken – etwa die Socorrotaube, die in der Natur nur auf einer einzigen Insel vor der Küste Mexikos vorkommt.

Die Forscher sprechen von einer erheblichen Gefahr – immerhin scheint sie vorerst aber nicht größer zu werden. Das Team untersuchte hunderte Kotproben von Habichten und Sperbern aus verschiedenen Teilen Deutschlands und kam zum Schluss, dass der Parasit flächendeckend vorhanden sein dürfte – und auch schon längere Zeit. Es ist also keine neue Gefahr, sondern "nur" eine bislang zu wenig beachtete, die aber künftig miteinkalkuliert werden sollte. (red, 13. 12. 2018)