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Die Anhörung von Google-Chef Sundar Pichai vor dem US-Kongress darf als veritabler Reinfall bezeichnet werden. Anstatt zu wirklich relevanten Fragen im Bereich Privacy oder auch zu den China-Plänen des Unternehmens in die Zange genommen zu werden, war Pichai dreieinhalb Stunden lang damit beschäftigt, Verschwörungstheorien auszuräumen und Tech-Support für in dieser Hinsicht weniger bewanderte Abgeordnete zu liefern. Etwas erfolgreicher war man da hingegen schon bei "Axios", wo man nach der Anhörung mit Pichai reden konnte – und so manch interessantes Infoschnipsel zutage förderte.

Privacy

Im Interview gesteht der Google-CEO ein, dass man in Fragen der Privacy Verbesserungen an den eigenen Diensten vornehmen müsse. Das liege nicht zuletzt daran, dass sich die Erwartungshaltung der Nutzer verändere. Was das konkret bedeuten könnte, ließ er zwar offen, stellte aber in Aussicht, dass künftig einzelne Datensammlungen erst nach einem expliziten Opt-in erfolgen könnten. Bisher verwendet Google meist einen Opt-out-Ansatz: Dieser ermöglicht den Nutzern zwar, solche Funktionen bei der Einrichtung eines Accounts oder Smartphones zu deaktivieren, von Haus aus sind diese Punkte aber angewählt. Wer ohne nachzudenken auf den "Weiter"-Knopf drückt, stimmt somit bereits zu. Ein Ansatz, den Privacy-Aktivisten immer wieder kritisieren, da bekannt ist, dass die große Masse der User solche Dialoge schlicht nicht liest.

Standort

Besonderen Handlungsbedarf sieht Pichai bei der Ermittlung von Standortdaten. Hier müssten die Einstellungen transparenter und einfacher werden. Zudem müsse man den Usern klarer machen, wofür die Daten gesammelt werden und was sie davon eigentlich konkret haben.

Google war vor einigen Wochen in die Kritik gekommen, weil Standortdaten selbst dann gesammelt werden, wenn die "Location History" im betreffenden Account deaktiviert ist. Damals verwies man darauf, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handle. Die im Zentrum der Diskussion stehende "Location History" sei keine generelle Einstellung zur Standortermittlung, sondern ein optionales Feature, das die eigenen Wege sichtbar macht. Aus den Nutzungsbedingungen sei aber immer klar gewesen, dass Google auch andernorts Standortdaten ermittle, betonte man damals. Gegenüber dem Kongress klang das nun etwas anders: Pichai betonte nämlich, dass es in diesem konkreten Punkt durchaus Verbesserungsbedarf gebe.

Stärkere Kontrolle ist erwünscht

Dass den großen Tech-Unternehmen mittlerweile ein immer schärferer Wind entgegenschlage, sieht Pichai durchaus positiv. Technologie habe einen großen Einfluss auf unser Leben, insofern sei es auch wichtig, darüber nachzudenken, wie sie entwickelt wird und wo wir damit hinwollen. Das gelte gerade auch für aufstrebende Entwicklungen wie künstliche Intelligenz. Insofern sei eine schärfere Kontrolle nötig – und aus seiner Perspektive auch eindeutig zu begrüßen. Bei alldem hoffe er lediglich, dass dabei nicht jener Optimismus verlorengehe, der den Umgang der Gesellschaft mit neuen Technologien bisher präge. (apo, 13.12.2018)