Emmanuel Macrons Aufstieg war so legendär und erstaunlich wie sein tiefer Fall innerhalb von nur eineinhalb Jahren.

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Vom jugendlich-dynamischen Phönix aus der politischen Asche des alten Parteiensystems zum Buhmann der französischen Nation: Emmanuel Macrons Aufstieg war so legendär und erstaunlich wie sein tiefer Fall innerhalb von nur eineinhalb Jahren. Es lebe der König, nieder mit dem König! Die Slogans auf den Straßen in diesen Tagen könnten harscher nicht sein. Der Ruf nach der "Hinrichtung des Königs" erschallte aus allen Richtungen.

Zu diesem starken Hass passt auch, was aktuell in den sozialen Netzwerken hyperventiliert wird. Dass nämlich für Macron die Morde von Straßburg verdächtig genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Als Zuschauerin kann man über diese Verschwörungstheorien nur staunen, Zurücklehnen ist aber nicht angesagt.

Das taumelnde Frankreich wird nämlich politisch und wirtschaftlich zunehmend zum Risikofaktor für ganz Europa. Neben Italien kann wohl auch die zweitgrößte Volkswirtschaft die EU-Maastricht-Kriterien bald nicht erfüllen. Zu sehr belasten die den Gelbwesten zugesagten Milliarden das Budget. Zumal rechnen Kommentatoren vor, dass das Geld zwar Beschäftigten nutzen könnte, die Zahl der Arbeitslosen aber gleichzeitig steigen wird – En Marche in die soziale Abwärtsspirale. Die von Macron versprochene Ankurbelung der Wirtschaft ist ferner denn je. Das könnte sich negativ auf die gesamte Währungsunion auswirken – und die Wut der sozial Abgehängten weiter befeuern. (Manuela Honsig-Erlenburg, 12.12.2018)