Die von dem Doppelsystem produzierten Materiejets ragen weit über die Sterne hinaus.
Foto: ESO/Schmid

Heidelberg – Unter dem Titel "Tanz mit dem Feind" präsentiert das Max-Planck-Institut für Astronomie jüngste Daten über ein Doppelsternsystem, das von turbulenten Wechselwirkungen gekennzeichnet ist. Diese sind zwar letztlich nichts anderes als ein versuchter Ausgleich zwischen den beiden Partnern, doch vom "eleganten Walzer", den andere binäre Systeme vollführen, sind diese zwei Sterne weit entfernt.

Das Doppelsternsystem R Aquarii ist etwa 650 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Wassermanns. Es besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Partnern: einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg – beides sind Stadien, die auch unsere Sonne im Verlauf ihrer weiteren Entwicklung eines Tages durchlaufen wird.

Folgenreicher "Diebstahl"

Der Rote Riese gehört zur Sonderklasse der sogenannten Mira-Veränderlichen: Am Ende ihres Lebens beginnen solche Sterne zu pulsieren und werden 1.000-mal so hell wie die Sonne, wenn sich ihre äußeren Hüllen ausdehnen und in den interstellaren Raum geschleudert werden. Durch den Weißen Zwerg ist es im Fall von R Aquarii ein besonders unsanfter Tod: Der kleine, aber dichte und sehr heiße Stern entzieht seinem größeren Partner Material aus den äußeren Schichten. Die von dem sterbenden Riesen abgeworfenen Jets aus Sternenmaterial ragen weit von R Aquarii nach außen hinaus.

Davon bleibt aber auch der Weiße Zwerg nicht unberührt: Mit der Zeit sammelt sich auf seiner Oberfläche genügend Material an, um eine thermonukleare Nova-Explosion auszulösen – ein gewaltiges Ereignis, bei dem ebenfalls große Mengen an Material in den Weltraum geblasen werden. Die Überreste vergangener Nova-Ereignisse sind noch in dem R Aquarii umgebenden schwachen Gasnebel zu sehen.

Wegen seiner relative Nähe zur Erde hat R Aquarii seit Jahrzehnten besondere Aufmerksamkeit von Astronomen erhalten. Die Aufnahme eines Bildes der Merkmale von R Aquarii war nun eine perfekte Möglichkeit, die Fähigkeiten des Zurich Imaging Polarimeter (Zimpol) zu testen, einer Komponente des Planetensuchgeräts Sphere am Very Large Telescope des European Southern Observatory (Eso). Die Ergebnisse übertrafen laut den Astronomen sogar jene von Beobachtungen aus dem Weltraum: Das neue, oben gezeigte Bild ist noch schärfer als die Aufnahmen des Hubble-Teleskops. (red, 15.12.2018)