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Die selbstfahrenden Autos von Waymo sind unverkennbar – und ziehen so immer mehr Ärger auf sich.

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Geht es nach der Tech-Branche, hat das Zeitalter der Roboterautos bereits begonnen. Erst vor kurzem hat die Google-Schwester Waymo den ersten selbstfahrenden Taxidienst der Welt gestartet. Seit kurzem können in Teilen von Phoenix, Arizona, über eine App Fahrten gebucht werden, bei denen die Software von Waymo komplett die Steuerung übernimmt.

Attacken

Doch dem steht auch eine andere Realität gegenüber. Denn längst nicht jeder scheint auch erfreut über dieses neue Angebot zu sein. So hat die Anzahl von Angriffen auf selbstfahrende Autos zuletzt immer stärker zugenommen, wie "Arizona Republic" berichtet. In den vergangenen Monaten musste die Polizei von Chandler, einer Vorstadt von Phoenix, bereits 21-mal ausrücken, um bei Angriffen auf Roboterautos einzugreifen.

Dem Bericht zufolge wurden mehrfach Steine auf die Autos von Waymo geworfen. In einem anderen Fall wurde der Reifen eines Waymo-Fahrzeugs im stehenden Verkehr aufgeschlitzt. In einem anderen hat ein Jeep-Fahrer das selbstfahrende Auto gezielt sechsmal von der Straße gedrängt.

Trauriger Höhepunkt war aber wohl ein Vorfall, bei dem ein Anwohner den bei den meisten Fahrten anwesenden Sicherheitsfahrer mit einer Pistole bedrohte. Der Täter gab dabei in der Folge Hass auf selbstfahrende Autos als Motivation an. Immerhin habe eines davon erst vor einigen Monaten eine Frau getötet.

Faktenlage

Tatsächlich kam es im März zu einem in den Medien vieldiskutierten tödlichen Zusammenstoß zwischen einem Roboterwagen und einer Radfahrerin. In der folgenden Aufregung gingen dabei allerdings zentrale Details unter: Allen voran, dass es sich dabei um ein Fahrzeug von Uber handelte, das auch technisch gesehen weit hinter jenen von Waymo zurückliegt. Aber auch, dass es hier menschliches Versagen bei der Sicherheitsfahrerin gab, die das Geschehen nicht mitverfolgte – obwohl das vorgeschrieben ist.

Wir wir aus Terminator wissen, greifen auch Roboter Menschen an.
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Das ändert natürlich nichts daran, dass solche im Alltag sehr sichtbaren Neuerungen immer wieder zu Verunsicherung in der Bevölkerung führen. Nicht sonderlich hilfreich sind dabei überzogene Versprechen und aggressive Zeitpläne der Branche. So spricht etwa Tesla-Chef Elon Musk im Zusammenhang mit dem eigenen Fahrassistenten immer wieder von selbstfahrenden Autos – mit dem was wirklich komplett autonome System wie jene von Waymo können, hat das aber zumindest derzeit recht wenig zu tun.

Dazu kommt, dass gerade in Phoenix in den vergangenen Monaten die Zahl an selbstfahrenden Autos stark zugenommen hat. Dies liegt daran, dass der Bundesstaat Arizona mittlerweile die gesetzlichen Rahmenbedingungen für komplett fahrerlose Autos geschaffen hat. Zudem ist Phoenix aufgrund seines äußerst stabilen Wetters ein besonders günstiges Testgebiet für solche Systeme.

Schutzmaßnahmen

Bei Waymo ist man darauf bedacht, solche Vorfälle möglichst ruhig zu behandeln. So gibt es in allen Fahrzeugen einen eigenen Knopf mit dem die Fahrer direkt Kontakt zur Zentrale aufnehmen können, ohne zum Mobiltelefon greifen zu müssen. Die Polizei wird dabei nur gerufen, wenn es sich nicht vollständig vermeiden lässt. Zudem weicht das Unternehmen bewusst Gegenden aus, in denen es zu wiederholten Angriffen kommt.

Zumindest teilweise dürfte die Frustration auch in realen Problemen mit der Technologie begründet sein. So zeigen sich Anwohner immer wieder davon verärgert, dass die Waymo-Autos äußerst vorsichtig agieren, was sich etwa beim Linksabbiegen an einer Kreuzung zeigt – und die Dahinterstehenden verärgert. Und doch sieht Phil Simon, Lektor an der Arizona State University, hinter diesen Fällen ein tiefergreifendes Problem: Ein Teil der Bevölkerung sehe sich durch den technologischen Fortschritt bedroht und habe Angst, dass die Roboter ihren Job übernehmen. Und da sind die selbstfahrenden Autos natürlich ein perfektes Symbol, an dem man seine Wut ablassen kann. (apo, 13.12.2018)