IT-Fachkräfte werden in Deutschland quer durch alle Branchen nach Angaben des Digitalverbands Bitkom händeringend gesucht. Die Zahl der offenen Stellen sei im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent gestiegen und erreiche aktuell hochgerechnet die Marke von 82.000. Das sei ein neuer Höchststand, teilte Bitkom am Donnerstag mit.

Einer Umfrage zufolge beklagen 82 Prozent der befragten Geschäftsführer und Personalverantwortlichen in den Unternehmen, offene Stellen in der IT nicht besetzen zu können.

Wachstumsbremse

Dabei handle es sich seit rund zehn Jahren um ein strukturelles Problem, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Dieser Zustand könne sich "schon bald zur bedrohlichen Wachstumsbremse" entwickeln. Im Schnitt blieben offene Stellen fünf Monate lang unbesetzt. Neun Prozent der Unternehmen geben sogar an, dafür sieben bis neun Monate zu benötigen. Dabei gehe es heute darum, IT-Kompetenz so schnell wie möglich in die Unternehmen zu bekommen, sagte Rohleder.

Zu den Ursachen der aktuellen Situation gehören allerdings nicht allein fehlende Qualifikationen der potenziellen Bewerber, sondern laut Bitkom auch deren Gehaltsforderungen. So geben 76 Prozent der Unternehmensvertreter an, dass die Bewerber "zu viel Gehalt" forderten. Wie weit die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auseinander klafft, hatte der Bitkom in seiner Umfrage allerdings nicht ermittelt.

"Das führt dazu, dass gute Kandidaten für viele Unternehmen kaum zu bezahlen sind."

IT-Fachkräfte hätten beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt und könnten sich ihren Job in der Regel aussuchen, sagte Rohleder. "Das führt dazu, dass gute Kandidaten für viele Unternehmen kaum zu bezahlen sind." Die besten Chancen haben demnach Software-Entwickler, gefolgt von Projektmanagern und Anwendungsbetreuern.

Die hohen Gehaltserwartungen seien vor allem für viele mittelständische Unternehmen sowie die öffentliche Hand eine große Herausforderung, sagte Rohleder. IT-Fachkräfte mit guter Ausbildung ziehe es dann voraussichtlich eher zu größeren Unternehmen oder zu Niederlassungen amerikanischer Konzerne. Hiesige Arbeitgeber versuchten aktuell, ihre Arbeitsplatzangebote etwa durch flexible Arbeitszeiten attraktiv zu gestalten. (APA, 13.12. 2018)