Romantische kleine Gassen, verträumte Dörfer, beschauliche Stadtzentren – wer an Fachwerkhäuser denkt, dem fallen Bilder wie diese ein. Zu finden sind die malerischen Szenerien in Deutschland, Frankreich, Belgien, England oder der Schweiz. Auch in Teilen Vorarlbergs gibt es vereinzelt Fachwerkhäuser.

Was sie auszeichnet, ist das Holzskelett aus liegenden und stehenden Bauhölzern, die wiederum durch schräge Balken ausgesteift werden. Um die sogenannten Ausfachungen zwischen den Hölzern zu füllen, werden Ziegelsteine, Lehm, Mauer- oder Natursteine verwendet.

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Wie man die alten Gemäuer auf Vordermann bringt, zeigt der Architekt und Bausachverständige Johannes Kottjé in seinem Buch "Fachwerkhäuser. Stilvoll renovieren und umbauen". Er weiß: "Der Aufwand für eine solche Restaurierung ist nicht zu unterschätzen, doch die Mühe lohnt sich immer." Ohne viel Eigenleistung sei die Sanierung oft unbezahlbar, dennoch müsse man als Bauherr genaue Kenntnisse der Materie haben, schreibt der Autor und hebt im übertragenen Sinn den Zeigefinger.

Denn beim Renovieren von Fachwerk werde viel falsch gemacht. Kottjé spricht von "Gedankenlosigkeit", "ästhetischem Totschlag" und "übertriebenem Eifer", der Haussanierer dazu bringe, etwa zu viel von Fassaden abzutragen. Der Autor ist streng mit den Bauherren, unterstellt und gibt unentwegt Anweisungen. Mitunter könnten Sanierungswillige sich davon auch entmutigen lassen. Kottjé vermittelt das Gefühl, man könne es ohnehin nicht schaffen, in den Club der Experten für Fachwerksanierung aufgenommen zu werden.

Foto: Johannes Kottjé/DVA

Streng kritisiert er auch Methoden, die ein Fachwerk nur nachahmen. Etwa wenn eine Vorsatzschale oder dünne Holzbretter aufgesetzt oder gar nur aufgemalt werden.

Im Buch werden jedenfalls 15 Häuser vorgestellt, die erfolgreich renoviert wurden. Zu jedem gibt es historische Fakten, eine Schilderung der Sanierung, Grundrisse sowie Schnitte, zahlreiche Abbildungen, eine Erklärung der Architektur, Baustellenbilder und eine Zeittafel. Sie zeigt, wie viele Jahre die Häuser teils schon auf dem Buckel haben. Das älteste Modell stammt aus dem Jahr 1330.

Foto: Johannes Kottjé/DVA

Vorher-nachher-Fotos zeigen den teils erschreckenden Zustand, in dem sich die Gebäude vor der Sanierung befunden haben. Umso erstaunlicher ist, wie alle für heutige Wohnbedürfnisse umgebaut worden sind, und schlussendlich, wie modern Fachwerk sein kann.

Ein Tipp, wie das gelingen kann, ist etwa, die kleinen Räume durch das Entfernen von Zwischendecken zu vergrößern. Sichtbare Holzbalken schaffen eine besondere Atmosphäre. Wird der restliche Raum hell gehalten, entsteht trotz Holz-Überdosis ein moderner Raum.

Foto: Johannes Kottjé/DVA

Zeitgemäß und dennoch idyllisch – eigentlich eine ideale Kombination. Wer die Bilder der Häuser betrachtet, kommt auf jeden Fall ins Schwärmen und ist am Ende wohl doch motiviert, ein Fachwerkhaus zu renovieren – oder zumindest davon zu träumen. (bere, 27.12.2018)

Johannes Kottjé
Fachwerkhäuser
Stilvoll renovieren und umbauen

DVA 2018
176 Seiten, 51,40 Euro

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