Den Trabern in der Wiener Krieau sind die Wohn- und Bürogebäude des Viertel Zwei, das derzeit noch einmal erweitert wird, an zwei Seiten der Bahn schon recht nahe gerückt. Nun stellt sich die Frage, ob die Bahn nicht generell weichen muss, weil sie es kaum noch schafft, sich selbst zu erhalten.

Foto: Clara Gottsauner-Wolf

Wien – Die Galopper haben praktisch schon abgesattelt. Heuer gab es gezählte sechs Galopprennen – und zwar im Racino Ebreichsdorf, das vom Verkauf der gesamten Anlage höchst bedroht ist. Die traditionsreiche Rennbahn in der Wiener Freudenau ist praktisch tot. Aber auch den Trabern, die immerhin auf vier Bahnen (Wien Krieau, Baden, Racino und Wels) relativ regelmäßig Rennen erhalten, steht eine schwierige Zukunft bevor – wegen Frankreich.

PMU als neuer Player

Die dortige Wettorganisation PMU nahm in den vergangenen Jahren immer mehr Rennevents außerhalb Frankreichs ins Programm auf, wobei Veranstalter drei Prozent des PMU-Umsatzes auf diese Rennen erhielten. Davon profitierten auch die österreichischen Veranstalter, heuer wurden 156 Rennen zur PMU übertragen. Die Wettumsätze beliefen sich je nach Tageszeit auf bis zu 300.000 Euro pro Rennen.

Zum Vergleich: In der Krieau wurden am jüngsten Sonntag-Renntag in zwölf Rennen insgesamt knapp 82.000 Euro gewettet. Die PMU-Umsätze auf sieben dieser zwölf Rennen machten 1,717 Millionen Euro aus. Der Ertrag aus den heimischen Wetten lag bei knapp 20.000 Euro, jener aus der PMU bei 51.000 Euro.

In den von der PMU übertragenen Rennen ist die Dotation entsprechend deutlich höher (4.000 bis 8.000 Euro) als in den "normalen" Rennen (1.200 bis 1.500 Euro). Unter dem Strich bleibt trotzdem zu wenig, um den Rennbetrieb in der Krieau in der bisherigen Form aufrechtzuerhalten.

Neuer Chef, neue Vorlieben

Doch das Wettgeschäft ist auch in Frankreich schwieriger geworden. Der durchschnittliche Gesamt-Wettpool eines Tages ist sogar rückläufig. Den Wettern mehr Rennen anzubieten bringt keinen Zuwachs. Die Konsequenz: PMU erhielt im Frühjahr mit Cyril Linette, der zuvor die Sportzeitung L'Équipe leitete, einen neuen Chef. Er hat das Programm für 2019 stark auf die französischen Rennen konzentriert und die Auslandseinspielungen auf die Randzeiten, also mittags und abends, reduziert. Für Österreich bedeutet das für 2019 eine Reduktion auf 92 Rennen. Und die werden großteils an Sonntagen zur Mittagszeit gelaufen.

Während der Badener Trabrennverein, der in den Sommermonaten veranstaltet, heuer hohes Interesse und entsprechend erfreuliche Wettumsätze verzeichnen konnte, sieht es in der Wiener Krieau eher traurig aus. Zwar konnten die Wettumsätze an einigen Tagen durch relativ hohe Jackpots aus nicht getroffenen Wetten kräftig erhöht werden, doch das reicht nicht.

Europaweites Problem

Die Fixkosten für die denkmalgeschützte Tribüne übersteigen die verfügbaren Mittel. Wenn nun die französischen PMU-Erträge stark zurückgehen, spitzt sich die Lage zu. Mit der bisher geplanten Übersiedlung der Stallungen dürfte die Krise nicht zu bewältigen sein. Daher wird auch eine Übersiedlung der Rennbahn an ein Stadtrandgebiet überlegt, womit eine Anpassung an den Bedarf leichter wäre. Die Zahl der rennfähigen Traber nimmt ab, denn bei monatlichen Kosten in knapp vierstelliger Höhe wird die Deckung aus den Rennpreisen geringer und schwieriger.

Österreichs Pferderennsport steht damit aber keineswegs allein. In Deutschland stehen Rennbahnen vor der Schließung. Italiens Rennsport kämpft seit Jahren mit Problemen. Die Reduktion der PMU-Übertragungen wird auch in Belgien, den Niederlanden und der Schweiz spürbare Einbußen bringen. Übrigens: In der Krieau finden am Montag (17. Dezember) wieder Rennen mit PMU-Übertragung statt. Noch gibt es sie. (Nikolaus Dolenz, 13.12.2018)