"Mein Beruf ist schön, weil die Leute, wenn ich in ein Haus komme, immer nett sind. Da gibt es eine gewisse Erwartungshaltung, wenn sie einen Postler in seinem Kostüm sehen", sagt unser Gesprächspartner. In der Weihnachtszeit ist für Paketzusteller viel zu tun. (Sujetbild)

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Sein Arbeitstag beginnt, wenn die meisten wohl noch in ihren warmen Betten liegen: um fünf Uhr früh. Für ihn bedeute diese Uhrzeit quasi ausschlafen, sagt ein Paketzusteller – zuvor hat der 56-Jährige nämlich in einer Bäckerei gearbeitet. Der Arbeitstag des Mitarbeiters bei der österreichischen Post läuft so ab: "Ich scanne die Ware im Lager ein, sortiere sie, lade sie ein und fahre dann meine Tour ab." Das macht er nun seit mittlerweile vier Jahren. Er liefert im 2., 18., 19. und 21. Bezirk in Wien aus. Pro Tag halte er bis zu 120 Mal, arbeite etwa acht Stunden. "Jetzt in der Weihnachtszeit wird es auch oft länger", sagt der Wiener.

STANDARD: Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?

Antwort: Mein Beruf ist schön, weil die Leute, wenn ich in ein Haus komme, immer nett sind. Da gibt es eine gewisse Erwartungshaltung, wenn sie einen Postler in seinem Kostüm sehen. Sie fragen: "Haben Sie etwas für mich?" Eigentlich sind wir der Weihnachtsmann, weil wir die Pakete schleppen.

STANDARD: Was würden Sie an Ihrem Job ändern, wenn Sie könnten?

Antwort: Eine Feinsortierung der Pakete, bevor ich sie entgegennehme, wäre großartig. Denn ich muss alles selbst schlichten. Man muss sich das vorstellen wie bei einem gemischten Kartendeck: Das zu sortieren ist langwierig. Auch die Witterung macht mir manchmal sehr zu schaffen.

STANDARD: Was sagen andere zu Ihrem Job?

Antwort: Viele sagen, wenn man ins Haus kommt: "Ihr Armen, ihr habts jetzt viel zu tun." Sie wissen, dass es Schwerstarbeit ist, und ich muss ihnen recht geben. Das Höchstgewicht unserer Pakete liegt bei 31,5 Kilo. Und diese Pakete schleppt man dann, wenn es keinen Lift gibt, bis in den vierten Stock hinauf.

STANDARD: Wie gelingt es Ihnen, Arbeit und Privatleben zu vereinbaren?

Antwort: Ich habe genug Freizeit. Dann hole ich mein Enkerl vom Kindergarten ab. Oder ich gehe spazieren an der Liesing. Da kann ich gut abschalten. Man kann ja nicht immer nach Mauritius fliegen, man muss sich hier eine schöne Zeit machen. Momentan mache ich auch viele Überstunden am Samstag. Die sind schon gut, um sich ein bisschen was dazuzuverdienen. Weil sonst kann man viel Liebe machen, aber hat am 1. kein Geld mehr.

STANDARD: Würden Sie auch arbeiten, wenn Sie finanziell ausgesorgt hätten?

Antworten: Natürlich würde ich zurückschalten und moderater arbeiten. Das gebe ich zu. Aber: Arbeit ist grundsätzlich wichtig für den Menschen, denn er braucht eine Tagesstruktur. Letztens habe ich einen getroffen, der 35 Jahre Zusteller bei der Post war und jetzt in Pension ist. Ich habe ihn gefragt, wie es ihm geht. Seine Antwort: Mir ist fad, und die Augen tun mir schon weh vom Lesen. Der Mensch braucht einfach eine Aufgabe. (Aufzeichnung: Lisa Breit, 14.12.2018)