Die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts ist endgültig im digitalen Zeitalter angekommen. Am Freitag stellte die Internationale Stiftung Mozarteum ihre digital-interaktive Mozart-Edition DIME vor. Erstmals sind damit die Notentexte nicht – wie bei der 2005 online gestellten Neuen Mozart Ausgabe – als Bilder gedruckter Ausgaben, sondern als maschinenlesbare Codes verfügbar.

"Es ist ein Sprung in ein neues Zeitalter der Musikedition", sagte Christoph Wolff vom kalifornischen Packard Humanities Institute, das gemeinsam mit der Stiftung Mozarteum dieses Langzeitprojekt umgesetzt hat. In einem ersten Schritt wurden "Die kleine Nachtmusik", das "Ave verum corpus" sowie die Joseph Haydn gewidmeten Streichquartette digitalisiert. Bis Ende 2019 sollen rund 1.000 weitere Seiten von Werken Mozarts in dieser neuen Form publiziert werden. Bis das gesamte Schaffen – mehr als 600 Werke mit 25.000 Seiten – vorliegen, werde es noch ein Jahrzehnt dauern, sagte Wolff. DIME wendet sich an private Musikliebhaber ebenso wie an Musiker oder Wissenschaftler und ist kostenlos unter https://dme.mozarteum.at/movi abrufbar.

25.000 Seiten umgewandelt

Für DIME wurden alle 25.000 Seiten der Neuen Mozart Edition in maschinenlesbare Codes verwandelt. Es wird dabei mit einem offenen Format gearbeitet. Ein in Kooperation mit Repertoire international des sources musicales in der Schweiz entwickeltes Visualisierungsprogramm übersetzt den Code in die reguläre Musiknotation, die am Bildschirm angezeigt wird. Die Nutzer können Autographen, Erstausgaben und Editionen miteinander vergleichen, die Eingriffe werden am Notentext markiert. DIME ist interaktiv, es ermöglicht außerdem einzelne Stimmen herauszufiltern und anzusehen. Man kann sich die Werke anhören und die Partitur mitlesen. Damit DIME auch mobil nutzbar ist, passt sich die Ausgabe dem jeweiligen Format an. "Es ist eine Revolution bei der Darbietung von Notentexten", sagte auch Ulrich Konrad, Vorsitzender der Akademie für Mozartforschung der Stiftung Mozarteum.

Neue Möglichkeiten

DIME eröffnet mit seinen Features auch der Mozart-Forschung neue Möglichkeiten. Die Quellcodes könnten aber auch für andere Anwendungen, wie beispielsweise neue Mozart-Apps verwendet werden, erklärte Norbert Dubowy, Cheflektor der Digitalen Mozartedition. Die Sachkosten für das Projekt betragen 100.000 Euro pro Jahr, dazu kommen mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter. DIME werde die Neue Mozart Ausgabe nicht ablösen, sondern ergänzen, betonte Dubowy. Schließlich werde es noch eine Weile dauern, bis das gesamte Werk in volldigitaler Form publiziert sei. (APA, 14.12.2018)