20 Prozent der Bediensteten in den Salzburger Landesspitälern arbeiten im Schnitt mehr als 45 Stunden pro Woche.

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Salzburg – Dass es unter den Spitalbediensteten gärt und dass die Arbeitsbedingungen an den Salzburger Landeskliniken nicht optimal sind, ist in Salzburg seit Jahren Stadtgespräch. Nun liegt erstmals eine detaillierte Erhebung zum Arbeitsklima in den auf fünf Standorte verteilten Landeskliniken vor.

Die Ergebnisse der vom Sozialforschungsinstitut Ifes im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführten Studie seien einigermaßen "alarmierend", meint Studienleiter Georg Michenthaler.

45-Stunden-Woche

So gibt beispielsweise jeder Fünfte an, im Schnitt mehr als 45 Stunden pro Woche zu arbeiten. Gleichzeitig gibt jeder Zweite an, "mit der Zeit für die Patientenbetreuung" nicht oder gar nicht zufrieden zu sein. Michenthaler ortet hier einen "Strukturfehler" in den Kliniken.

Neben Zeitdruck und Stress (57 Prozent) klagen besonders viele (32 Prozent) über "kurzfristige Einspringerdienste". So würden beispielsweise auf die Betreuung von Kindern spezialisierte Pfleger und Pflegerinnen wiederholt auf Erwachsenenstationen aushelfen müssen. Der Grund dafür seien Personaleinsparungen (91 Prozent), Zusammenlegungen von Stationen (60 Prozent) und bürokratische Abläufe (50 Prozent).

Hohe Beteiligung

Dass die – übrigens wenige Wochen vor der Salzburger AK-Wahl Ende Jänner kommenden Jahres veröffentlichte – Studie repräsentativ sei, dafür gibt es laut Ifes-Mann Michenthaler überhaupt keinen Zweifel. Alle 6400 in den Landeskliniken Beschäftigten (mit Ausnahme der Ärzte und Ärztinnen, da diese keine AK-Mitglieder sind) seien zur Beantwortung der Ifes-Fragen eingeladen gewesen. 1069 von ihnen hätten dann auch tatsächlich an der Onlinebefragung teilgenommen.

Besonders auffallend sei, dass viele der Befragten auch konkrete Verbesserungsvorschläge und Kommentare zur Arbeitssituation formuliert hätten. Das sei ein "Hilferuf", meint Michenthaler.

360 Arbeitszeitmodelle

Vonseiten der Landeskliniken reagiert man auf den negativen Befund der Umfrage moderat. In einer ersten Stellungnahme wird auf 360 verschiedene Arbeits- und Teilzeitmodelle sowie auf jährlich 2,7 Millionen Euro an freiwilligen Sozialleistungen verwiesen. Auch die Überstunden seien rückläufig. Aktuell würden bei Teilzeitkräften im Pflegebereich pro Monat durchschnittlich 4,4 Überstunden, bei Vollzeitkräften in der Pflege 2,8 Überstunden ausbezahlt.

Auch die Arbeiterkammer ist versucht, die Daten nicht allzu sehr zu skandalisieren. AK-Präsident Peter Eder (FSG) will 2019 Themen wie beispielsweise mehr Autonomie bei der Arbeitszeitgestaltung verhandeln – zum Beispiel weniger "lange Dienste" für ältere Beschäftigte. Bezüglich der in der Studie ebenfalls abgefragten Gewalterfahrungen fordert Eder von der Geschäftsführung ein Meldeverfahren und eine zentrale Meldestelle. (Thomas Neuhold, 15.12.2018)