Krisensitzung bei der Post am Montag.

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Wien – Die teilstaatliche Post sucht einen Partner, um ab 2020 weiter Finanzdienstleistungen anzubieten, nachdem die derzeitige Kooperation mit der BAWAG endet. Zuletzt platzte rund um diesen Plan aber ein Deal mit der deutschen FinTech Gruppe. Die Post muss nun erneut suchen. Nun findet am Montag eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung statt. Dort geht es um einen Nachbericht zum geplatzten Deal.

So bestätigte ein Post-Sprecher gegenüber der APA am Freitagabend einen Bericht der "Presse", in dem von einer "Krisensitzung" die Rede ist. Konkreter wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Grundsätzliche Vorgehensweise diskutiert

Bei der Aufsichtsratssitzung dürfte aber nicht nur über die Zukunft der Post-Finanzdienstleistungen – die wichtig für ein dichtes Filialnetz sind – gesprochen werden, sondern über die grundsätzliche weitere Vorgehensweise im Konzern nach dem Platzen des Deals. Ende November war das Aus der geplanten Kooperation bekanntgeworden.

Zuletzt hatte die Post etwa noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob sie das im Zusammenhang mit dem abgesagten Joint Venture gezeichnete 35 Mio. Euro schwere FinTech-Aktienpaket wieder verkaufen oder behalten wird. Die Post AG hat am 5. Oktober – wie am 10. September mit der FinTech-Gruppe vereinbart – 1.225.761 neue FinTech-Aktien gezeichnet und dafür je Aktie 28,50 Euro bezahlt. Der gesamte Gegenwert belief sich somit auf rund 35 Mio. Euro und die Post hält nun gut 6 Prozent an der deutschen Firma.

Die Investition galt als erster Meilenstein zur Gründung des geplanten gemeinsamen 50/50-Joint Ventures. Der zweite Meilenstein – dass die FinTech eine Kapitalanlage im höheren zweistelligen Millionenbereich überweist – wurde nicht mehr erreicht.

Uneinigkeit bei Zeitplan

Konkrete Gründe für das Platzen des Joint Ventures wurden bei Bekanntwerden nicht genannt. Es war lediglich die Rede davon gewesen, dass man sich beim Zeitplan nicht einig geworden sei. Post-Aktionäre haben wegen der Vorgänge inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Investoren hätten die Prüfung von Ansprüchen im Zusammenhang mit dem geplatzten FinTech-Deal beauftragt, so Lukas Aigner von der Rechtsanwaltskanzlei Aigner + Partner kürzlich. Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger sprach sich ebenso vor Kurzem dagegen aus, bereits jetzt zu klagen. Er sagte, die Sache sei Thema für die nächste Hauptversammlung der Post AG.

Noch bevor die FinTech-Gruppe im September als künftiger Partner offiziell genannt worden war, hatten andere potenzielle Kooperationspartner wie beispielsweise die Volksbanken oder Santander einer Zusammenarbeit eine Absage erteilt. Seit Herbst 2017 ist klar, dass die Post einen BAWAG-Nachfolger für das Anbieten von Finanzdienstleistungen ab 2020 brauchen wird. In der "Presse" wird auch über mögliche Auswirkungen ("Köpferollen") auf den vierköpfigen Post-Vorstand spekuliert. (14.12.2018)