Signal ist quelloffen, weshalb eine Hintertür sofort bekannt wäre.

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Trotz Protest von Netzaktivisten und aus dem Silicon Valley beschloss das australische Parlament mithilfe zusätzlicher Stimmen der Sozialdemokraten ein neues Gesetz, das eine Umgehungsmöglichkeit jeglicher Verschlüsselung für Behörden vorschreibt. Wer sich nicht daran hält, müsse mit Strafen in Millionenhöhe rechnen. Das führte zu massiver Kritik bei IT-Unternehmen – etwa der Anbieter für verschlüsselte E-Mails, Proton Mail, bezeichnete die Pläne der australischen Regierung als einen Versuch, Tech-Firmen zu "Komplizen" für Überwachung zu machen.

Kein Zugriff auf Schlüssel

Nun hat sich auch der bekannte Messengerdienst für verschlüsselte Kommunikation, Signal, zu Wort gemeldet. Für den Anbieter sei es gar nicht möglich, den Plänen nachzukommen, da die App keine Daten über Kontakte, soziale Beziehungen, Konversations- und Anrufslisten, Standort, Profilbild, Gruppenmitgliedschaft, Gruppentitel oder Gruppenbild speichert, schreibt der Entwickler Open Whisper Systems in einem Blog-Posting. "Die Ende-zu-Ende-verschlüsselten Inhalte jeder Nachricht oder jedes Anrufs sind mit Schlüsseln geschützt, zu denen wir überhaupt keinen Zugriff haben", heißt es.

"Wir können keine Geheimnisse in der Software verstecken"

Zudem sei es nicht möglich, eine Hintertür einzubauen, da Signals Code quelloffen ist. "Menschen verwenden oft Signal, um Geheimnisse mit ihren Freunden zu teilen, aber wir können keine Geheimnisse in unserer Software verstecken", heißt es. Jeder würde von diesen Entscheidungen Vorteile ziehen, das inkludiere auch australische Politiker. Selbst wenn Open Whisper Systems einigen von ihnen nicht zustimmt, könnte es trotzdem nicht auf Nachrichten zugreifen.

Technologische Isolation droht

Die einzige Möglichkeit wäre also, Signal in Australien zu verbieten – was aber dazu führen würde, dass Nutzer schnell zu VPN-Diensten greifen, heißt es. Die neue Regulierung sei vor allem deswegen besonders "schrecklich", weil sie Australien technologisch isolieren würde – viele Hersteller werden es sich künftig überlegen, ob sie ihre Produkte in dem Land wirklich starten wollen. (red, 15.12.2018)