Die Waffenruhe ist äußerst brüchig.

Foto: APA/AFP

Hodeidah/Sanaa – Angesichts neuer Kämpfe in der Hafenstadt Hodeidah hat die Uno die Konfliktparteien im Jemen zur Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe aufgerufen. Er erwarte, dass sich Regierung und Rebellen "an den Wortlaut und den Geist des Stockholmer Abkommens halten", schrieb der Uno-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffiths, am Sonntag auf Twitter. Laut dem Militär starben 29 Kämpfer.

Die jemenitische Regierung und die Houthi-Rebellen hatten am Donnerstag bei Gesprächen unter Uno-Vermittlung in Schweden eine Feuerpause für die umkämpfte Hafenstadt Hodeidah vereinbart, die in der Nacht auf Freitag in Kraft trat. Die Waffenruhe erwies sich aber als brüchig. Einwohner und regierungstreue Kräfte berichteten von Luftangriffen und schweren Kämpfen. Beide Seiten warfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor.

29 Tote in vergangener Nacht

Mindestens 29 Kämpfer, darunter 22 Houthi-Rebellen, seien in der Nacht auf Sonntag bei Zusammenstößen und Luftangriffen in der Provinz Hodeidah getötet worden, verlautete aus Kreisen der jemenitischen Regierungstruppen. Von unabhängiger Seite konnte dies zunächst nicht bestätigt werden.

Ein Bewohner Hodeidahs sprach in einem Telefonat von "heftigen" Kämpfen. Kampfjets seien die gesamte Nacht zu hören gewesen. Auch am Sonntag dauerten die Gefechte nach Angaben von Einwohnern an. Der Houthi-Fernsehsender Al-Masirah berichtete ebenfalls über anhaltende Kämpfe und Luftangriffe der von Riad angeführten Militärallianz in und rund um Hodeidah.

Am Sonntag hieß es von der Uno, dass die Waffenruhe ab Dienstag wirksam sein soll. Zwar stehe in der Vereinbarung, dass die Waffen sofort schweigen sollen. Es sei aber normal, dass es bis zu 72 Stunden dauere, bis eine solche Absprache auf allen Kommandoebenen angekommen sei, erläuterte ein Uno-Vertreter. "Wir erwarten, dass der Waffenstillstand ab Dienstag in Kraft tritt." Ein Houthi-Vertreter sagte, die Rebellen hofften, dass die Regierung ihre Zusage einhalte. Andernfalls werden sie entsprechend reagieren.

Gefangenenaustausch

Die am Donnerstag in Schweden vereinbarte Waffenruhe gilt für das von den Rebellen kontrollierte Hodeidah und den dortigen Hafen, über den der Großteil der humanitären Hilfe in den Jemen gelangt. Die Einigung sieht einen Rückzug von Regierungstruppen und Rebellenkämpfern sowie den Austausch von 15.000 Gefangenen vor.

Für die drittgrößte jemenitische Stadt Tais sollen laut dem Abkommen humanitäre Korridore eingerichtet werden. Zudem wurde für Jänner eine weitere Gesprächsrunde vereinbart, um den Rahmen für Friedensverhandlungen abzustecken. Der Uno-Sondergesandte Griffiths warnte aber bereits am Freitag im Uno-Sicherheitsrat, dass ein wirksamer Kontrollmechanismus für die Feuerpause "dringend nötig" sei. Er forderte, eine Beobachtermission mit 30 bis 40 internationalen Experten nach Hodeidah zu entsenden.

Im Jemen herrscht seit 2014 ein Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi und den schiitischen Houthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach Uno-Angaben wurden in dem Bürgerkrieg im Jemen bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. In dem Land herrscht der Uno zufolge die schlimmste humanitäre Krise weltweit.

Uno-Generalsekretär Antonio Guterres warnte am Sonntag vor einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage im Jemen. "Ohne Frieden droht 2019 eine viel schlimmere Situation als heute", sagte Guterres bei einer Pressekonferenz in Katar. Das Ausmaß des Hungers sei äußerst besorgniserregend, viele unterernährte Menschen seien "unter sehr dramatischen Umständen" gestorben. (APA, 16.12.2018)