Entwicklungshilfe erfüllt nicht immer ihren Zweck, schreibt Eric Frey.

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Hilfe für Afrika war einst ein Thema für linke Aktivisten und Kirchen. Heute ist sie zum Kernstück der europäischen Migrationspolitik geworden. Man müsse die Fluchtursachen in Afrika bekämpfen, damit sich junge Menschen erst gar nicht auf den Weg nach Europa machen: So lautet auch das selbstgesteckte Ziel des EU-Afrika-Gipfels diese Woche in Wien.

Doch diese Erwartungen sind verfehlt. Seit fünf Jahrzehnten fließen Milliarden an Entwicklungsgeldern nach Afrika, werden unzählige Programme und Projekte entworfen und finanziert. In manchen Staaten kommt der Großteil des Budgets aus dem Ausland. Tausende NGOs betreiben Kliniken und Schulen und denken sich immer neue Wege aus, um Menschen aus der Armut zu führen.

Entwicklungshilfe schafft kein Wachstum

Viel Gutes wurde damit getan, die Lebensumstände von Millionen wurden verbessert. Aber es gibt keinen einzigen Beleg, dass Entwicklungshilfe die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich fördert. Jobs und langfristiges Wachstum schafft. Die beeindruckenden Erfolge der vergangenen Jahrzehnte, allen voran Chinas, entstanden ganz ohne Hilfe von außen. Viele Länder, die besonders viel Entwicklungsgelder erhalten haben, haben sich am wenigsten entwickelt.

Der Grund dafür sei, dass die Hilfe falsch konzipiert und zu gering sei, sagen Kritiker. Notwendig sei ein "Marshallplan für Afrika". Aber die US-Hilfe für das Nachkriegseuropa ist das falsche Modell: Europa war damals hochentwickelt und musste nur wiederaufgebaut werden.

Erfolge sind von den Taten der Staaten abhängig

Fließen Gelder hingegen in wenig entwickelte Staaten, dann entstehen allzu oft Abhängigkeiten, dann wächst die Korruption und sinkt der Anreiz zur Eigenleistung. Anhaltendes Wachstum mit steigenden Einkommen entsteht nur dort, wo Regierungen eine kluge Wirtschaftspolitik betreiben. Wenn sich die Herrschenden stets bereichern und die eigene Macht absichern, dann ist jede Hilfe nutzlos. Im Gegenteil: Sie stärkt die Kräfte, die das Land ruinieren.

Um diese Fehlentwicklungen zu vermeiden, suchen Geberstaaten daher seit Jahrzehnten nach neuen Strategien. Man verknüpft Hilfe mit strikten Auflagen, man umgeht korrupte Regimes und arbeitet direkt mit lokalen NGOs, man entsendet Berater und Trainer. Doch die Bilanz wird dadurch nicht viel besser. Erfolge stellen sich nur dort ein, wo die Staaten von sich aus das Richtige tun. Und zum Glück gibt es dafür auch in Afrika einige Beispiele.

Die Handelsabkommen sind nicht das Problem

Die Handelsbeziehungen müssten fairer werden, heißt es oft. Doch bereits jetzt räumt die EU in ihren Verträgen afrikanischen Staaten viele Handelsprivilegien ein. Dass diese dennoch nur Rohstoffe exportieren und kaum Industriegüter, liegt an den schwierigen Produktionsbedingungen vor Ort und der fehlenden Rechtssicherheit. Das sind auch die größten Hindernisse für Privatinvestitionen.

All das spricht nicht gegen Hilfe; allein schon aus moralischen Gründen darf sie nicht versiegen. Doch selbst die ausgeklügeltsten Programme machen keinen großen Unterschied. Afrika hat seine Zukunft selbst in der Hand. (Eric Frey, 16.12.2018)