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Hat sich jetzt der russischen Rapper angenommen: Russlands Präsident Waldimir Putin.

Foto: REUTERS/Maxim Shemetov

Für ein besonders berührendes Zeichen herrschaftlichen Wohlwollens hat soeben Wladimir Putin gesorgt. Auf einer kulturpolitischen Veranstaltung in St. Petersburg hat sich der Präsident aller Reußen jetzt der russischen Rapper angenommen. Mit viel väterlicher Fürsorge tadelte er einheimische Hip-Hopper wegen deren Tendenz, in ihrem lyrischen Schaffen die unheilige Trias von Sex, Drogen und Protest zu verherrlichen.

Auf diesen drei Pfeilern, so Putin, beruhe die gesamte Popkultur. Hier reiht sich der Präsident leichtfüßig in die Gruppe jener Wertebewahrer ein, für die schon die zuckersüßen Harmoniegesänge der Beatles nichts anderes als die Absicht bekundeten, die Jugend zu vorehelichem Geschlechtsverkehr anzustiften.

Wertebewahrer Putin als Sänger mit "Blueberry Hill".
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Für Verblüffung sorgte hingegen sein sorgenvoller Zusatz: "Davon beunruhigen uns natürlich Drogen am meisten." Putins Umgang mit Musik ist grundsätzlich eher durch einen stark tänzerischen Zugang gekennzeichnet. Die Hochzeitsfeier unserer Außenministerin Karin Kneissl lieferte dafür den charmanten Beweis. Würden nur alle Russinnen und Russen eine kesse Filzstiefelsohle auf das Parkett legen, dann wären sie zueinander vielleicht höflicher, rücksichtsvoller und müssten sie sich auch nicht so viele illegale Substanzen einpfeifen.

Die Drogen, führte Putin voller Weitsicht aus, seien "der Weg zum Verfall einer Nation". Wichtig sei es nun, sich an die "Spitze der Sache" zu setzen und sie "entsprechend zu lenken". Das will schon etwas heißen in einem Land, das sich vor dem drohenden Verfall auch dadurch schützt, dass es alle Augenblicke Konzerte von Rappern verbietet und einheimische Wortkünstler wie Husky oder "Ic3peak" in polizeilichen Gewahrsam nimmt. Vertreterinnen von Pussy Riot glauben zu wissen, dass der Machtapparat die Millionengefolgschaft der Rapbands für eine ernsthafte Konkurrenz am "Wählermarkt" ansieht.

Wladimir Putin, der oberste Schirmherr des russischen Hip-Hops, denkt derweil darüber nach, "wie man so vorgeht, dass es nicht so weit kommt". Gemeint ist das Versinken der eurasischen Landmasse im Drogensumpf. Rapper Husky hat seinen Millionen Followern auf Youtube jedenfalls versprochen, trotz staatlicher Repression weiterzumachen.

Es ist, mitten im Winter, kalt geworden in Putins Riesenreich. Zeit, auch in den entlegeneren Gegenden Sibiriens einen hübschen Ofen zu bauen. (Ronald Pohl, 17.12.2018)