Ungeachtet der Sorgen expandieren die Leihanbieter weiter. In Deutschland soll Bamberg die erste Stadt sein, in der die Roller auf die Straße dürfen.

Foto: APA

In vielen Städten hat sich 2018 ein neuer Mobilitäts-Hype breit gemacht. Nach dem unrühmlichen Ende für Obike und andere Leihrad-Anbieter probieren sich seit dem Spätsommer in Wien mittlerweile vier Unternehmen an der Vermietung freistehender Elektroscooter. Bisher ist man mit dem Kundeninteresse zufrieden, war immer wieder zu hören.

Bei den Investoren, die bisher fleißig Geld in die Start-ups gesteckt haben, scheint das Interesse aber abzuflauen. Dokumente von Anbieter Bird, die bei The Information gelandet sind, liefern dafür einen möglichen Grund: Die Scooter haben im Leihbetrieb nur eine sehr kurze Lebensspanne, was Fragen ob ihrer Profitabilität aufwirft.

Bird verdient 0,7 Dollar pro Fahrt

Die Zahlen von Bird stammen aus dem vergangenen Mai. In der ersten Woche des Monats wurden demnach 170.000 Fahren auf 10.500 "aktiven" Scootern absolviert, die im Schnitt jeweils einen Umsatz von 3,65 Dollar eingebracht haben. Nach Abzug von Aufladekosten, Reparaturen und anderen Posten soll sich daraus ein Gewinn von 70 Dollarcent je Fahrt ergeben.

Die Wartungskosten von 51 Cent pro Fahrt könnten jedoch mittlerweile stark gestiegen sein. Bird gibt an, dass ein E-Scooter ein bis zwei Monate in Betrieb ist, ehe er ersetzt werden muss. Auch beim Konkurrenten Lime soll es nicht anders sein. Neben der normalen Abnutzung hatten die Unternehmen auch schon mit herstellungsbedingten Schwierigkeiten zu kämpfen. Lime musste 2.000 Scooter des Herstellers Ninebot nach Akkubränden einziehen. Dazu entfernte man auch die ersten Generation des "Lime S"-Scooters von den Straßen, nachdem zunehmend Fälle auseinanderbrechender Roller dokumentiert wurden.

Vandalismus und Verschleiß

Hinzu kommen Fälle von Vandalismus. Gerade in großen Städten wie San Francisco oder Washington DC soll es immer wieder zu mutwilligen Beschädigungen der Roller kommen. Laut Slate musste die Stadtverwaltung von Oakland ausrücken, um 60 Scooter zu bergen, die von Unbekannten im Lake Merritt versenkt worden waren. Generell sei Vandalismus aber kein großes Problem, beteuern die Betreiber.

Im Kampf gegen den hohen Verschleiß greifen die Firmen nun auf neue Scooter-Modelle zurück. Lime hat mittlerweile die dritte Generation seines eigenen Scooters in Betrieb, der mehr aushalten soll und einen größeren Akku hat. Mehr Haltbarkeit verspricht auch der im September präsentierte Bird Zero. Auch er hat eine höhere Reichweite, ein stabileres Chassis und fährt mit Vollgummireifen.

Chance für neue Roller

Kleinere Scooter-Hersteller wittern darin nun ihre Chance, schreibt The Verge. Sie versuchen, speziell auf Langlebigkeit getrimmte Roller zu vermarkten. Die bisher von den Leihanbietern verwendeten Modelle, etwa jene von Ninebot, sind eigentlich für Privatnutzer und nicht für den Flottenbetrieb gedacht.

Nachgedacht wird auch über Möglichkeiten, die Scooter absperren zu können. Bird experimentiert mit einer Lösung, die es erlaubt, Roller an Geländer oder Straßenlaternen zu "ketten". Denkbar ist auch, dass Scooter Vandalismus über Sensoren erkennen und selbständig melden.

Nicht nur aus Kostengründen sollten die neuen E-Mobilitäts-Start-ups also bald tragfähige Lösungen finden. Es liegt an ihnen zu zeigen, dass die Zukunft der städtischen E-Scooter nicht auf den gigantischen Schrottplätzen liegt, auf denen schon die Leihräder gelandet sind. (red, 17.12.2018)