Es lief schon einmal besser zwischen Martha und Arthur Ahnepol. Von der Decke saftelt Fäulnis, das Weißbrot quält sich schlabbrig durch die Brotschneidemaschine, der Hemdkragen sitzt eng, das Hausfrauenkostüm spannt um die Leibesmitte. Arthur hat Geburtstag.

"Hab’ diesmal extra die Schleife weggelassen, damit du das Geschenk aufkriegst", sagt Martha zu Arthur. Es ist eher praktisch als liebevoll gemeint. Auf Arthurs linkem Arm steckt eine Prothese. So ist es einfacher. Arthur lacht. "Wollen wir heute nicht mal essen gehen?" Kein guter Plan. Martha sagt, es gibt Wichtigeres zu tun. "Das Dach im Schlafzimmer zum Beispiel." Arthur lacht jetzt nicht mehr.

Foto: TNT Comedy

Die gefürchtete 50er-Krise

Der 50. Geburtstag ist im Leben vieler ein Prüfstein, ein Wendepunkt kann er sein, so auch bei Arthur zu Beginn von "Arthurs Gesetz", ab Dienstag um 20.15 Uhr auf TNT Comedy bei Sky sowie on demand über Sky Go und den Streamingdienst Sky Ticket abrufbar. Das Dach bleibt unrepariert, und auch sonst hängt bei den Ahnepols bald der Haussegen schief. Arthur hat sich davongemacht, um das Leben auszuprobieren, damit verbunden ist viel Bier und ein Stundenhotel

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Sechsmal sechzig ziemlich schräge Minuten lässt sich nach einer Idee von Benjamin Gutsche und Christian Zübert (Lammbock, KDD, Lommbock) beobachten, wie Arthurs Leben aus dem Ruder läuft und nicht nur ihn, dem mit dem Arm nicht nur die Hoffnung auf Wohlstand, sondern auf ein kleines Daseinsglück abhandengekommen ist, an Grenzen bringt.

Schwarze Komödien wie diese Koproduktion von TNT Comedy und Good Friends hat das deutsche Fernsehen noch nicht oft gesehen. Die Serie lief zunächst auf Entertain TV, dem Streamingportal der Telekom Deutschland, das sich jetzt Magenta TV nennt.

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Ein Waschlappen, der sich über sein Doppelleben eine neue, frischere Identität verschafft und darüber zu sich selbst findet: Die gefährlichen Arten der Selbstbefreiung durfte im Serienkosmos schon Walter White in Breaking Bad erfahren. Noch näher ist Arthurs Gesetz allerdings an Fargo, dem Film und der Serie mit dem armen Tollpatsch Lester Nygaard, der ebenfalls Aufgaben mit seinem zänkischen Eheweib zu lösen hatte. Jan Josef Liefers gibt das ebenbürtige Pendant, an seiner Seite (oder eben nicht) Martina Gedeck als Schreckschraube in Netzstrumpfhose.

So entwickeln alle ihre besonderen Fähigkeiten. Das kriminelle Potenzial Marthas nimmt überraschende Ausmaße an, das sogar der Schwester, der Polizistin (wieder Gedeck in einer Doppelrolle), eine Spur zu scharf ist. Die Konsequenz ist der rote Faden der Serie: Sobald eine Lösung für ein Problem gefunden ist, tut sich ein Rattenschwanz neuer auf.

Und was machst du heute noch? "Mein Glück in die eigene Hand nehmen." So sei es. (Doris Priesching, 18.12.2018)

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