Peter Pilz (64), früher Grüner und Liste Pilz, jetzt Jetzt.

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STANDARD: Sie sitzen im Rapid-Kuratorium, beschäftigen sich lange mit Sicherheitspolitik. Wie beurteilen Sie das Einschreiten gegen Rapid-Fans vor dem Derby?

Pilz: Das ist kein kleiner Vorfall, sondern Teil einer gefährlichen Entwicklung. Entweder die Polizei weist nach, dass ihre Aktion recht- und verhältnismäßig war, oder sie hat ein ernsthaftes Problem. Sie hat auch Mädchen mit ihren Müttern stundenlang festgehalten. Wenn die Polizei glaubt, dass 13-Jährige, die ins Stadion wollen, gefährliche Gewalttäter sind, ist sie in der falschen Stadt.

STANDARD: Wie erklären Sie sich den Einsatz?

Pilz: Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: der Polizei-Einsatz war wirklich verhältnismäßig – nach allem, was ich weiß, ist das extrem unwahrscheinlich. Zweitens: Die Polizei war überfordert – nichts deutet darauf hin. Drittens: Es steckte Absicht dahinter. Stimmt das, muss die Sache parlamentarisch untersucht werden. Sonst trifft es heute die Fußballfans und morgen die Regierungsgegner.

STANDARD: Wie soll man herausfinden, ob ein Plan dahintersteckte?

Pilz: Ich werde das umfassend klären. Ich werde viele Protokolle und Berichte bekommen. Und wir werden sehr detaillierte Anfragen an den Innenminister stellen. Es passt ja alles ins Bild. Wenn gleichzeitig das BVT ruiniert und gesäubert wird und wenn zu einer Signierstunde des Vizekanzlers zig Funkstreifen anrücken, entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Polizei zu einem politischen Instrument gemacht wird. Wir müssen aufpassen, dass die Polizei nicht immer mehr missbraucht wird. Aber all die Kritik, das ist mir wichtig, soll keinen einzigen Wurfgegenstand und keinen einzigen Feuerwerkskörper rechtfertigen.

STANDARD: Sie haben sich gegen Pyrotechnik starkgemacht, da sind Sie auf einer Linie mit dem Innenminister. Bleiben Sie dabei?

Pilz: Ich habe mir damit unter den Rapid-Fans keine Freude gemacht. Und ich habe auch nichts gegen ein paar Lichterln. Doch alles, was man schießen kann, hat im Stadion nichts verloren. Aber ich bin weder der Sprecher der Ultras noch Sprecher der Polizei. Meine Aufgabe ist die parlamentarische Kontrolle des Innenministers.

STANDARD: Ist Rapid an der Eskalation nicht auch selbst schuld, weil man den Fans zu viel durchgehen ließ?

Pilz: Das ist kein Geheimnis, dass es zu lange einen zu lockeren Umgang gab. In dem Bereich kann man immer etwas verbessern, das weiß auch die Vereinsführung. Und wenn es einzelne Straftaten gibt, soll es auch Strafverfahren geben, aber es sollen nicht 1.300 Leute eingekesselt werden.

STANDARD: Beim Spiel gegen die Glasgow Rangers am 13. Dezember haben Rapid-Fans die Polizei mit dem Schriftzug 1312 provoziert, der sich mit ACAB übersetzen lässt, der Abkürzung für All Cops Are Bastards. Hat sich die Polizei provozieren lassen?

Pilz: Das ist ein saudummer Spruch, genauso dumm wie AUAB, All Ultras Are Bastards. Dass sich die Polizei davon provozieren ließ, ist für mich unvorstellbar. Das war einfach eine sehr bewusste Machtdemonstration. Es kommt immer auf die Einsatzführung und die Einsatzplanung an. Ich hab auch schon sehr viele gescheite Polizeieinsätze gesehen, und es gibt so viele gescheite Polizisten. Aber wie es unter den Fans Scharfmacher gibt, gibt es auch in der Polizei Scharfmacher. Und die Frage ist, wer das Sagen hat. (Fritz Neumann, 17.12.2018)