Von der Polizei beschlagnahmte Gegenstände.

Foto: APA/LPD WIEN

Wien – Die Landespolizeidirektion Wien hat nach Kritik an ihrem Vorgehen beim Wiener Derby zwischen Austria und Rapid am Montagnachmittag Teile des chronologischen Einsatzprotokolls und Auszüge aus polizeilichen Videoaufnahmen veröffentlicht. Videos und Protokoll wurden auch auf twitter.com/LPDWien publiziert.

Unter anderem geht aus dem Protokoll hervor, dass bereits um 12.30 Uhr, also viereinhalb Stunden vor Spielbeginn, verbotene pyrotechnische Gegenstände eingesetzt wurden, nämlich beim Marsch zum Bahnhof Hütteldorf und schließlich am Bahnhofsareal. Selbiges geschah laut Exekutive auch beim Umstieg am Karlsplatz und setzte sich bei der U-Bahn-Station Reumannplatz und beim anschließenden Abmarsch der Fans in Richtung Generali-Arena fort.

Zuerst Bewurf, dann Sperre

Die Polizei vermerkte zudem, dass es gegenüber dem Fanblock "keinerlei polizeiliche Anweisungen gab", auf der Brücke der Südosttangente (A23) stehen zu bleiben, was laut den Angaben gegen 15 Uhr der Fall war. Die Autobahn sei dann beworfen worden, "die Behauptung einer Sperre der Autobahn vor dem Bewurf ist – wie in den gesicherten Videos ersichtlich – falsch", hieß es.

Zu dem Vorwurf, dass Kinder, Familien und gebrechliche Personen stundenlang festgehalten wurden, hielt die Landespolizeidirektion fest, dass kurz nach 15 Uhr über 1.000 Personen angehalten worden seien.

"Polizeifeindliche Parolen"

Etwa 40 Minuten darauf erfolgte eine Durchsage per Lautsprecherwagen, bei der die Anwesenden über das weitere Vorgehen der Exekutive informiert worden seien, nämlich eine Identitätsfeststellung und anschließende Wegweisung aus dem Sicherheitsbereich. "Dies hat erneut polizeifeindliche Parolen zur Folge. Anwesende führende Fangruppierungen schließen ein Mitwirken für sich und alle anderen Anwesenden aus, weshalb anfänglich nur sehr wenige Personen den Bereich verlassen wollen", heißt es in dem Protokoll.

Auch erneuten Aufrufen zur Mitwirkung seien sie Rapid-Fans nicht nachgekommen, ein großer Teil habe sich geweigert, sich auszuweisen. Bei diesen Durchsagen sei auch darauf hingewiesen worden, dass Frauen, Kinder sowie gebrechliche Personen "vortreten mögen und bevorzugt behandelt werden". Um 21.55 Uhr – und damit fast sieben Stunden nach der Anhaltung – erfolgte dann schließlich die letzte Identitätsfeststellung, insgesamt wurden 1.338 Personen kontrolliert und erfasst.

Rapid: "Polizeistaatliche Maßnahmen"

Die Vereinsführung des SK Rapid hat die Schneeballwürfe auf die Südosttangente am Montagabend verurteilt. Ein solcher Werfer sei "kein Rapidler, das ist ein Krimineller, der Rapid missbraucht und für sich vereinnahmt", erklärte Vizepräsident Nikolaus Rosenauer. Der (hauptberufliche) Anwalt hatte für das Folgende aber keinerlei Verständnis. "Den Rest unter Generalverdacht zu stellen, das sind für mich polizeistaatliche Maßnahmen. Insgesamt, wenn dies ohne jegliche Genehmigung durch die Justiz erfolgt."

Präsident Michael Krammer, der sich laut Eigenaussage von 18.30 Uhr bis zum Ende der Identitätsfeststellung kurz vor 22 Uhr selbst ein Bild vom Einsatz machte, sprach von einer "absurden" Situation. "Es gab keine Chance auf irgendeine Art der menschenwürdigen Behandlung", erklärte Krammer. "Aus meiner Sicht: Das war nicht spontan, das war geplant. Der Einsatz war nicht verhältnismäßig." (APA, 17.12.2018)