Wien – Metallhaltige Chemotherapien werden aufgrund ihrer stark tumorabtötenden Wirkung häufig in der Krebstherapie eingesetzt. Wegen der Wirkung auch gegen sich teilende gesunde Zellen, wurde bisher eher eine Schädigung des Immunsystems angenommen. Eine von der Med-Uni Wien durchgeführte Studie belegt nun das Gegenteil.

Metall-Chemotherapien können die Immunantwort gegen Krebs und somit Immuntherapien sogar verstärken, unter anderem weil sie die Krebszellen "sichtbarer" machen und hemmende Immunkomponenten eliminieren, lautet das Resümee der Übersichtsarbeit, die nun im Fachmagazin Chemical Reviews erschienen ist.

Für den systematischen Review wurden insgesamt über 1.300 wissenschaftliche Artikel, die sich mit der Interaktion zwischen dem Immunsystem und metallhaltigen Chemotherapien befassen, analysiert. "Das Ergebnis zeigt klar, dass die Kombination von metallhaltigen Chemotherapien und Immuntherapien zu den vielversprechendsten Therapiekonzepten der Gegenwart und Zukunft gehört", sagte Studienleiter Walter Berger, stellvertretender Leiter des Instituts für Krebsforschung der Med-Uni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) am AKH Wien.

Wie das Immunsystem zurückschlägt

Metall-Chemotherapien zerstören nun nicht nur Tumorzellen, sondern bevorzugt auch die gleichsam "ausgebrannten" oder hemmenden Komponenten des Immunsystems. Als Reaktion darauf erneuert sich das Immunsystem aus Stammzellen, wodurch es quasi verjüngt und funktionstüchtig den Kampf gegen den Krebs wieder aufnimmt, so das Fazit der Studienautoren.

Daher erhöht die metallhaltige Chemotherapie auch die Wirkung von Immuncheckpoint-Inhibitoren, da Tumorzellen gehen aus Körperzellen hervorgehen. Das Immunsystem ist darauf trainiert, körpereigene Zellen zu verschonen, und kann Tumorzellen daher nur schwer bis gar nicht erkennen. Metallhaltige Chemotherapien töten nun die Tumorzellen ab, die sich im Prozess des Zerfalls verändern. Diese Andersartigkeit macht sie für das Immunsystem wieder sicht- und angreifbar, ein Mechanismus der als "immunogener Zelltod" bezeichnet wird.

Parallel dazu "versuchen" die Tumorzellen auch auf Basis erhöhter Mutationsrate der Wirkung des Chemotherapeutikums zu entgehen. Jede der neuen Mutationen hat aber das Potenzial vom verjüngten Immunsystem besser erkannt zu werden. Somit scheinen chemoresistente Tumorzellklone vom Immunsystem bevorzugt angegriffen zu werden. (APA, red, 18.12.2018)