Die türkische Regierung macht die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für den Umsturzversuch verantwortlich. Gülen lebt seit 1999 in den USA.

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Wegen des gescheiterten Militärputsches gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Juli 2016 sind in der Türkei bisher fast 2.000 Menschen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 987 erhielten lebenslange Haftstrafen und 956 verschärfte lebenslange Haftstrafen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag.

Letztere Strafe ersetzt in der Türkei die Todesstrafe und sieht härtere Haftbedingungen vor. Von 289 Prozessen, die nach dem Putschversuch begannen, wurden laut Anadolu bisher 239 beendet – das sind gut 80 Prozent. Von den verbliebenen 50 Verfahren finden 18 in Ankara statt und neun in Istanbul. Die türkische Regierung macht die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für den Umsturzversuch verantwortlich und hat zehntausende mutmaßliche Gülen-Anhänger festgenommen oder aus dem Staatsdienst entlassen.

Mehr als dreitausend Urteile

Laut Anadolu wurden 3.050 Menschen wegen Verbindungen zu Gülen verurteilt, davon 1.123 zu Haftstrafen zwischen einem und 20 Jahren. Demnach wurde auch Gülens Neffe Selman Gülen wegen "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Bereits im Oktober war Gülens Bruder Kutbettin Gülen unter demselben Vorwurf zu zehn Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

Gülen lebt seit 1999 im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania und bestreitet jede Verwicklung in den Putschversuch. Seine Bewegung war lange mit Erdoğans islamisch-konservativer Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) verbündet, bevor sich die beiden 2013 im Streit um Macht und Posten überwarfen. Heute wirft Erdoğan seinem einstigen Verbündeten vor, systematisch Polizei, Justiz und Militär unterwandert zu haben, um die Macht im Staat zu übernehmen. (APA, 18.12.2018)