Foto: Boring Company

Bestehen Städte in einigen Jahrzehnten nur mehr aus Fußgängerzonen (mit E-Scooter-Spuren), weil der motorisierte Individualverkehr unter der Oberfläche verschwunden ist? Diese Vision hat zumindest Tesla-Chef Elon Musk, der mit seiner Boring Company die öffentliche Verkehrsinfrastruktur modernisieren will. Dafür werden bereits fleißig Tunnel gegraben, am Dienstag konnten erstmals Journalisten eine Testfahrt erleben.

"Rucklig"

Veranstaltungsort war eine rund 1,6 Kilometer lange Teststrecke, die erst vor wenigen Wochen fertiggestellt worden war. Journalisten wurden in einen Tesla gesetzt und per Autolift in den Tunnel gebracht. Anschließend wurden spezielle Reifen am Tesla Model X angebracht, sodass dieser quasi wie auf Schienen durch den Tunnel fuhr. "Der Trip war rucklig, teilweise sind wir gegen den Tunnel gestoßen", heißt es auf CNN. Die Geschwindigkeit lag bei rund 50 km/h, nach rund zwei Minuten war die Testfahrt vorbei.

"Komische Fahrt in Disney-Vergnügungspark"

"Irgendwann konnte man weder Anfang noch Ende des Tunnels sehen, was leicht angsteinflößend war", berichtet Ars Technica. Der Tunnel war mit LEDs ausgeleuchtet worden, es herrschte also keine extreme Dunkelheit. Am Zielpunkt wurden die Autos dann wieder per Lift an die Oberfläche transportiert. Musk selbst beschrieb die Erfahrung als eine Art "komische Fahrt in einem Disney-Vergnügungspark, mitten in Los Angeles".

Doch kein Hyperloop

Von seiner Vision eines Hyperloops ist Musks Tunnel jedoch noch weit entfernt, wie der Firmengründer selbst zugibt. Der Tunnel sei vielmehr ein "Proof of Concept", das die Möglichkeiten aufzeige. "Für mich war es eine Erleuchtung: 'Das wird verdammt gut funktionieren'", sagte Musk. Der Hyperloop verspricht, dass durch das Erzeugen eines Vakuums Geschwindigkeiten von bis zu 950 km/h möglich sind. Ein "normaler" Loop funktioniert wie ein klassischer Tunnel, wobei Zu- und Ausfahrt über ein Liftsystem erfolgen.

Die Boring Company dürfte zurzeit Letzterem zuneigen. Statt größeren Waggons sollen selbstfahrende Autos durch den Tunnel düsen; diese gehören dem Passagier selbst oder werden geliehen. Für die Fahrt im Loop sind spezielle Reifenaufsätze nötig, die rund 300 Dollar kosten sollen, so Musk.

Kritik am Tunnelgraben

An seinen Plänen gibt es jedoch auch Kritik. In der New York Times wird etwa der Verkehrsexperte James E. Moore zitiert, der Musks Vorschläge "keine gute Idee nennen kann". Es sei sinnvoller, bestehende Infrastruktur besser zu managen, sagt Moore. Etwa, indem öffentliche Verkehrsmittel forciert werden. Das sei günstiger und erfolgsversprechender als das Graben von Tunnels quer durch ganze Städte.

Musk will jedoch an Loop und Hyperloop festhalten. Chicago hat mit der Boring Company bereits eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, auch in Los Angeles soll es weitergehen. Über etwaige Lärmbelästigungen durch den Tunnelbau macht sich Musk keine Sorgen. Er verwies auf die Hamas, die ja auch Tunnel grabe, ohne dass israelische Geheimdienste das mitbekommen. (red, 19.12.2018)