George Soros, Person des Jahres der "Financial Times".

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London – In dem Fall, das gestehen auch die Ehrenden ein, geht es nicht um eine spezielle Leistung aus dem Jahr 2018. Gewöhnlich, so formuliert es die "Financial Times" in ihrem Text zur Person des Jahres, nehme die Ehrung Bezug auf besondere Errungenschaften im Vorjahr, die man in den Vordergrund rücken wolle – aber "diesmal geht es um die Werte, für die George Soros steht".

Der 88-jährige Holocaust-Überlebende habe für sein Engagement zur Verbreitung der liberalen Demokratie im vergangenen Jahr "einen schmerzhaft hohen Preis" zahlen müssen, schreibt das Blatt in seiner Begründung. Im zu Ende gehenden Jahr hätten "die Kräfte des Nationalismus und des Populismus" ihn und seine Werte besonders ins Fadenkreuz genommen und ihre Bemühungen verstärkt, den 88-Jährigen noch stärker in Misskredit zu bringen als bisher.

Feinde als Form der Auszeichnung

Man ehre Soros aber natürlich nicht nur, weil er zum Hassobjekt autoritärer Nationalkonservativer sowie antisemitischer und rechter Internet-Aktivisten geworden sei. Vielmehr gehe es darum, sein Engagement "gegen Autoritarismus, Rassismus und Intoleranz" hervorzuheben, so die FT, die auch auf jüngste Gewalttaten Bezug nimmt. So habe auch der rechtsradikale Terrrorist, der im Oktober in einer Synagoge in Pittsburgh elf Menschen getötet hatte, auf rechte Verschwörungstheorien rund um Soros Bezug genommen.

Soros selbst bezeichnet die Ehrung in einer ersten Reaktion als "großen Auftrieb für meinen Eindruck, dass wir etwas richtig machen". In diesen Kontext setzt er auch die Kampagnen gegen ihn: "Ich würde mir wünschen, ich hätte weniger Feinde", sagt er. Daraus, aus welchen Personen sie sich zusammensetzen, fühle er sich aber in seinem Handeln bestätigt. (red, 19.12.2018)