Mit Obike und Ofo probierten sich ein Jahr lang zwei Firmen mit dem Verleih freistehender Räder in Wien. Das Experiment ging allerdings schief. Nachdem achtlos abgestellte oder von Vandalen im Wienfluss und auf U-Bahn-Gleisen "entsorgte" Räder zunehmend zum Ärgernis wurden, erließ die Stadt Wien strengere Regeln. Diese traten im vergangenen August in Kraft.

Von Obike war zu dem Zeitpunkt schon nichts mehr zu hören. Die Firma hatte ihr Wiener Büro unangekündigt geschlossen und steckte in schweren finanziellen Turbulenzen. Letztlich sammelte der Entsorgungsdienst der Stadt (MA48) tausend herrenlose Bikes ein. Auch Konkurrent Ofo verschwand von den Straßen, räumte seine Drahtesel aber selbst weg. Einige Monate später scheint aber auch dieses Unternehmen in gröberen Schwierigkeiten zu stecken, was in Peking zu einem beachtlichen Menschenauflauf in und vor dem Hauptquartier gesorgt hat.

Der "Ofo-Fahrradclub Peking 2018".
Foto: Weibo (via Abacus News)

Nutzeransturm nach Zeitungsbericht

Vor kurzem hat Ofo die Bearbeitungszeit für zurück geforderte Kautionen von drei auf 15 Tage angehoben. Doch laut Klagen auf sozialen Netzwerken wie Weibo sollen einige Nutzer schon seit Monaten vergeblich versuchen, ihr Geld wieder zu bekommen. Umgerechnet etwas mehr als 25 Euro beträgt die Rücklage, die vor der ersten Nutzung eingezahlt werden musste. Rivalen wie Mobike haben diese Gebühr mittlerweile abgeschafft.

Als nun eine Zeitung berichtete (nur per VPN zugänglich), dass Ofo-User, die die Rückerstattung persönlich beim Ofo-Hauptquartier in Peking beantragen, ihr Geld sofort bekommen würden, sorgte das in kurzer Zeit für einen Ansturm auf das Büro. Ein Bild dokumentiert eine Schlange, die sich vom fünften Stock zumindest bis rund 100 Meter vor das Gebäude erstreckt. Betitelt ist es scherzhaft mit "Ofo-Fahrradclub Peking 2018", schreibt Abacus News.

"Es macht mich wütend"

Manche der verärgerten Radfahrer seien sogar mit Wasser und Essen angerückt und hatten angekündigt, am nächsten Tag wieder zu kommen, falls sie es nicht bis zum Schalter schaffen. "Es ist nicht viel Geld, aber es macht mich wütend", wird einer der Wartenden zitiert.

Doch auch jene, die bis zum Schalter gelangten, erhielten keine umgehende Rückerstattung. Stattdessen wurden ihre Daten aufgenommen und eine Überweisung binnen drei Tagen versprochen. Ob das hält, bleibt abzuwarten. Gemäß Screenshots aus der Ofo-App warten mittlerweile neun Millionen Nutzer auf die Auszahlung ihrer Kaution.

Staatsmedien nehmen Ofo ins Visier

Derweil droht Ofo auch Ungemach höherer Stellen. Staatliche Medien haben das Unternehmen bereits ins Visier genommen. In Berichten wird es für "Unehrlichkeit" kritisiert und ein Einschreiten der Behörden gefordert. Ofo-Gründer Dai Wei, der die Firma 2014 als Student gegründet hat, will jedoch "bis zum Schluss weiterkämpfen." (red, 19.12.2018)