Die Musicalsängerin Ana Milva Gomes wohnt in einer Altbauwohnung in Wien-Landstraße, die sie sich von einem Freund einrichten ließ. Bei Umzügen in andere Städte nimmt sie nur ihre Vögel und ihre Fotos mit.

"Ich habe diese Wohnung vor fünf Jahren von meiner besten Freundin übernommen. Als sie einen Job in London bekam, bin ich eingezogen und habe viele Möbel übernom- men. Den Esstisch etwa und die Kommode. Das hat sie damals secondhand gekauft, und ich finde sie so richtig geil. Sie erzählen eine Geschichte.

"Wir haben dunkle Möbel mit ganz viel Farbe kombiniert." Musicalsängerin Ana Milva Gomes in ihrem Wohnzimmer.
Fotos: Lisi Specht

Es war mir ein wenig zu dunkel. Ich habe aber keine Zeit für das Einrichten gehabt. Und ich will keine Möbel schleppen und Stoffe aussuchen. Gott sei Dank ist ein Freund von mir, Christian Hantschel, Interior-Designer. Ich habe gesagt: 'Schatzi, work your magic.' Das hat er gemacht. Es hat mir so gut gefallen! Wir haben die dunklen Möbel mit ganz viel Farbe kombiniert. Und mir waren die Wände zu weiß. Christian hatte die Idee, sie grau zu streichen – aber nicht bis ganz oben, damit es nicht drückt.

Seit zwei Jahren habe ich eine Mitbewohnerin. Eigentlich wollte sie nur vorübergehend hier wohnen, weil sie noch keine Wohnung hatte. Sie zog in ein Extrazimmer, das ursprünglich mein Arbeitszimmer war. Ich dachte immer, ich sei kein WG-Mensch. Aber wir hatten so viel Spaß zusammen, dass ich gesagt habe: 'Bleib einfach da.' Es ist ja nicht so leicht, in Wien eine Wohnung zu finden, die man sich leisten kann. Sie ist auch Schauspielerin, und wir haben uns viel zu erzählen.

Fotos: Lisi Specht

Mir ist es grundsätzlich egal, ob ich in einem Alt- oder einem Neubau wohne. Wichtig ist mir, dass ich eine Badewanne habe. Wenn es so kalt ist, dann kann ich mich nur so entspannen. Abends nach der Show lege ich mich 20 Minuten rein, und dann ab ins Bett. Überhaupt ist mein Bett mein Lieblingsort in der Wohnung. Ich versuche, im Schlafzimmer weder Laptop noch Handy zu haben und auch nicht zu arbeiten. In der Wohnung singe ich sowieso nur unter der Dusche, aber ich lerne im Schlafzimmer auch keine Texte. Das ist wirklich Zen.

Meine Wohnung ist meine Oase. Ich bekomme in meinem Job so viele Impulse. Hier ist Ruhe angesagt. Außer spätabends oder frühmorgens, dann machen meine Vögel ordentlich Lärm.

Meine drei Nymphensittiche sind meine Babys. Ich habe sie seit 2008. Seit ich drei bin, hatte ich immer Vögel. Die beste Freundin meiner Mutter war Vogelzüchterin. Sie schenkte mir ein Taubenbaby. Das wurde 14 Jahre alt. Die Leute glauben immer, dass Tauben blöd und hässlich sind. Aber sie wollen auch nur überleben. Mir tut es immer in der Seele weh, wenn Leute sie verscheuchen. Ich kann meine Vögel stundenlang beobachten. Sie sind wahnsinnig lustig. Ich lasse sie oft in der Wohnung herumfliegen. Manchmal setzt sich das Männchen, JJ, dann sogar zu mir auf die Couch.

Fotos: Lisi Specht

Es gibt keine Möbelstücke, an denen ich wirklich hänge. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich berufsbedingt schon viel umgezogen bin in meinem Leben. Es sind die Fotos, die ich immer mitnehme und in meiner Garderobe und in meiner Wohnung aufhänge. Sonst fällt es mir nicht schwer, alles wieder zu verkaufen. Dann nehm ich meine Vögel mit, klappe ihren Käfig zusammen, packe meine Bücher und Fotos ein und haue ab.

Ich habe Glück, dass ich jetzt schon so lange in Wien und in dieser Wohnung bin. Deswegen fühle ich mich sehr, sehr wohl hier. Das hier ist meine Basis. Aber es hat gedauert, bis ich mich in Wien wohlgefühlt habe. Mittlerweile weiß ich, dass die Wiener Grantigkeit nichts mit mir zu tun hat. Vielleicht bin ich auch schon ein bisschen so geworden.

Mein Wohntraum? Ganz oben, mit einer Dachterrasse – in Wien, New York oder Amsterdam. Träumen kann man ja. Eine Wohnung mit Balkon wäre schön. Dann würde ich morgens mit dem Kaffee rausgehen, sogar wenn's kalt ist. Aber dafür habe ich jetzt den Stadtpark und das Belvedere gleich ums Eck." (31.12.2018)