Sarah Zadrazil.

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Seit 1984 organisiert die Austria Presse Agentur die Wahl des fußballerischen Jahresregenten aus Österreich. Längst überfällig war also die Premiere für Frauen. In Sarah Zadrazil (25), von den zehn Trainern der Frauen-Bundesliga für 2018 auf das Podest gehoben, traf es allerdings keine Novizin. Die Salzburgerin war schon 2013 und 2015 Spielerin des Jahres im US-Collegesport – angesichts des Stellenwertes, den der Frauenfußball in den Staaten genießt, wahrlich nicht geringerer Lorbeer.

"Sie besticht durch ihre sehr gute Physis, extrem hohe Laufbereitschaft, sehr gute Passqualität und ist auch torgefährlich", umriss Masaki Morass, Coach des Frauenteams von Wacker Innsbruck, Zadrazils ballesterische Qualitäten. Österreichs Teamchef Dominik Thalhammer preist die 1,67 Meter hohe Mittelfeldspielerin aus Sankt Gilgen am Wolfgangsee als "unglaublich tolle Persönlichkeit".

Fußballerisch entwickelt hat sich Zadrazil beim USC Abersee, bei dem auch Teamspieler Konrad Laimer (RB Leipzig) begann – und daheim, weil ihr Vater Fußballtrainer ist und ihr um etwas mehr als drei Jahre älterer Bruder Patrick bis auf Zweitliganiveau spielte. Adoleszenz quasi auf dem Fußballplatz war die Folge.

Neben Bundesliga-Anfängen beim Salzburger Klub Hof absolvierte Zadrazil in der Stadt Salzburg eine Ausbildung zur Kindergartenpädagogin. Schließlich war und ist in Österreich vom Fußball kaum zu leben. Anders in den USA, wo sie an der East Tennessee State University ein Studium in Bewegungserziehung absolvierte und höchst erfolgreich für das Uniteam Buccaneers aufspielte.

Nach dem Abschluss und ihrer Rückkehr konnte Zadrazil aber wegen fußballerischer Überqualifikation nicht in Österreich bleiben. Der deutsche Spitzenklub Turbine Potsdam, 2005 und 2010 Sieger der Frauen-Champions-League und sechsmaliger gesamtdeutscher Meister, bietet ihr seit Mai 2016 adäquate Beschäftigung und ein Auskommen, wenn auch nicht Reichtum. Ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit rückte Zadrazil mit dem Einzug des Frauenteams ins EM-Halbfinale 2017. Dessen Vorstellung in den Niederlanden weitete das Bewusstsein derart, dass endlich auch eine Fußballerin des Jahres gewählt wird.

Die allererste derart Gekürte feiert Weihnachten mit der Familie – nach einigen Tagen auf Ski. "Ich bin früher Rennen gefahren, ich kann es also halbwegs. Von dem her sollte nichts passieren", sagte Zadrazil. (Sigi Lützow, 19.12.2018)