Am Mittwoch hat Hülya Yilmaz gemeinsam mit den Welser Grünen und Thomas Rammerstorfer eine Pressekonferenz abgehalten.

Foto: Fiona Atzlinger

Schlecht gehe es ihr, sagt sie dem STANDARD geradeheraus. "Ich habe gleich einen Termin beim Psychologen, nehme Beruhigungstabletten. Ich kann nicht mehr allein irgendwo hingehen." Hülya Yilmaz ist gezeichnet. Bei dem, was sie hinter sich hat, ist das nicht verwunderlich.

Die Geschichte der 48-jährigen Welserin mit kurdischen Wurzeln beginnt im August. Sie reist mit ihren drei Töchtern, 25, 21 und 18 Jahre alt, in die Türkei, um die kranke Mutter bzw. Großmutter im Spital zu betreuen. Am 8. September will sie zurückfliegen, wird aber in Izmir festgenommen. Die Töchter dürfen ausreisen, die Mutter kommt in U-Haft. Dort bleibt sie drei Tage, dann folgt Schubhaft – für 68 Tage.

Anonymer Informant

Sie soll die "PKK-Obfrau von Österreich" sein, antwortet man ihr auf die Frage, weshalb sie festgehalten werde. Von ihr will man die Namen von PKK-Mitgliedern wissen. Die türkischen Behörden geben auch an, ein anonymer Informant habe kurz vor Yilmaz' Festnahme aus Wels angerufen und sie angezeigt. Wer das gewesen sein könnte, das frage sie sich auch.

Die Bedingungen in Schubhaft seien schlecht gewesen: keine Hygiene, kein warmes Wasser, statt Bettwäsche nur eine schmutzige Decke. "Zweimal wurde ich mit dem Gummiknüppel geschlagen", erzählt die Welserin. Schließlich sollte sie sechs Monate in Schubhaft kommen, ihr Anwalt erreicht aber, dass sie zurück nach Österreich geschickt wird. Allerdings darf sie ein Jahr lang nicht in die Türkei einreisen.

Zurück in Österreich erfährt sie, dass gegen sie ermittelt wird. Der Vorwurf: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Die Staatsanwaltschaft in Wels bestätigt ein entsprechendes Verfahren. Mehr will sie dazu aber noch nicht sagen. Yilmaz lebt seit 1993 in Österreich und besitzt seit 2003 die Staatsbürgerschaft. Sie engagiert sich eigenen Angaben zufolge für Menschenrechte und nimmt an Demos teil. Mit der PKK habe sie nichts zu tun, sagt sie.

Vorwürfe gegen das Außenministerium

Auch aus einem anderen Grund ist sie schlecht auf die österreichischen Behörden zu sprechen. Als sie in Haft war, habe niemand von der österreichischen Botschaft Kontakt mit ihr oder ihrem Anwalt aufgenommen. Das Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag zitiert das Außenamt damit, dass dies sehr wohl erfolgt sei. Was Yilmaz dazu sagt? "Das stimmt nicht. Mein Anwalt hat dort angerufen. Aber dann kam nichts mehr."

Nun heißt es für Yilmaz warten, was bei den Ermittlungen herauskommt. Sie ist in ihre Arbeit als Kindergartenhelferin zurückgekehrt: "Die Kollegen sind sehr nett, ich fühle mich dort daheim." Doch ob sie nach Weihnachten wieder zurückkehrt, lässt sie angesichts ihres Zustands offen.

Unterstützt wird sie bei alldem von den Grünen in Wels und dem Extremismusexperten Thomas Rammerstorfer. Ihm zufolge sind derzeit fünf Österreicher in der Türkei in Haft: der Journalist Max Zirngast, eine Mutter mit zwei Töchtern aus Wien und ein Linzer Unternehmer. Eine STANDARD-Anfrage an das Außenministerium, um eine offizielle Zahl zu erhalten, blieb unbeantwortet. (Kim Son Hoang, 20.12.2018)