Reporter Juan Moreno deckte den "Spiegel"-Betrug auf.

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Der Fall Relotius ist ans Licht gekommen, weil sein Journalistenkollege Juan Moreno bei der Recherche für die gemeinsame Geschichte "Jaegers Grenze" misstrauisch wurde. "Es ist Juan Moreno, der nicht lockerlässt, recherchiert, antreibt und an seine Fakten glaubt. Leicht ist das nicht. Anfangs rennt er gegen Wände, wie ein Whistleblower", schreibt der designierte Spiegel-Chefredakteur Ullrich Fichtner über den Aufdecker des Fälschungsskandals.

Juan Moreno ist Sohn spanischer Gastarbeiter, die in den Siebzigerjahren nach Deutschland gekommen sind. Seine Eltern arbeiteten zeit ihres Lebens in einer Reifenfabrik in der hessischen Stadt Hanau. Als "andalusischer Gastarbeitersohn mit journalistischer Aufstiegsbiografie" bezeichnet sich Moreno selbst in einem Essay.

Untypisch für einen Arbeitersohn studierte Moreno zunächst Volkswirtschaftslehre, dann absolvierte er die renommierte Deutsche Journalistenschule in München. Seine journalistische Karriere begann er als Redakteur für Talkshows der ARD. Von 2000 bis 2007 erschien in der Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung seine Kolumne "Von mir aus".

Im Jahr 2007 heuerte Moreno beim Spiegel an. Dort arbeitet er im sogenannten Gesellschaftsressort. Zuletzt berichtete er über die Migrantenkarawane, die im November Richtung USA marschierte.

"Hat er zu lange in der mexikanischen Sonne gestanden?", sollen sich Spiegel-Kollegen gefragt haben, als sich Moreno anfangs weigerte, mit seinem Reporterkollegen Claas Relotius gemeinsam an einer Geschichte zu arbeiten. Die Verantwortlichen vermuteten zuerst Neid oder Eitelkeit, sagt Moreno. Kokettierend und schmunzelnd deutet Moreno in einem Spiegel-Video an, dass derlei Vermutungen auch naheliegend seien.

Reporter Juan Moreno über den Fall Relotius.

Schlussendlich war es aber wohl der berüchtigte journalistische Instinkt, der Juan Moreno nun zur Schlüsselfigur im Fälschungsskandal macht. Kleine Ungereimtheiten machten ihn misstrauisch. Danach machte er das, was zum Job gehört: Moreno recherchierte. Zunächst im Internet, dann während einer Reise in die USA, wo er erneut seinen Verdachtsmomenten nachging.

Am Ende konnte Juan Moreno die Verantwortlichen überzeugen. Seine Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Er hat dem Spiegel geholfen, einen der größten journalistischen Skandale aufzudecken. Und er hat eine gute Geschichte geliefert. (Olivera Stajić, 20.12.2018)