Jahrelang wurde österreichischen Sparern und Anlegern ihr hohes Sicherheitsbedürfnis vorgehalten. Dieses, so der Tenor in der Finanzbranche, würde in Zeiten des Nullzinses sehr viel Ertrag kosten. Wer sich Anfang des Jahres ein Herz gefasst haben sollte, um bei Aktien oder anderen risikoreicheren Anlageformen zuzugreifen, dürfte ein knappes Jahr später die eigene Courage wohl bereits bereut haben. Denn im Jahr 2018 wurden an den Börsen hauptsächlich Verluste verteilt.

Guter Start, dickes Ende

Dabei hatte es gut begonnen: Befeuert von der US-Steuerreform ging es an der Wall Street zunächst steil bergauf, und auch der deutsche Leitindex Dax verzeichnete Ende Jänner noch ein Rekordhoch. Dann wurde es um einiges ruppiger: Vor allem der sich aufschaukelnde Handelsstreit mit zunehmend hochgefahrenen Zollbarrieren, der sich in weiterer Folge hauptsächlich auf die USA und China fokussierte, zehrte in den folgenden Monaten an den Nerven der Investoren.

Der Weihnachtsbaum wurde auf der Wall Street heuer zwar aufgestellt, Geschenke für Investoren waren darunter allerdings nicht zu finden.
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Schon zur Jahresmitte ging aus einer Studie von Union Investments hervor, dass der Handelskrieg neben den Börsen der Schwellenländer den ATX besonders stark treffen werde – was sich in weiterer Folge auch bewahrheiten sollte: Mit einem Kursverlust von 18 Prozent seit Jahresbeginn beim ATX zählt der Wiener Aktienmarkt heuer zu den schwächsten. Es zeichnet sich damit der dritthöchste Jahresverlust seit Beginn der Indexberechnung Anfang des Jahres 1991 ab. Aber auch der exportlastige deutsche Leitindex Dax steuert auf ein ähnlich hohes Minus zu.

Globale Konjunktursorgen

In der zweiten Jahreshälfte keimten zudem globale Konjunktursorgen auf, die dann auch der zuvor relativ stabilen Wall Street – Anfang Oktober markierte der Dow Jones sogar noch ein Rekordhoch – doch schwer zusetzten. Zumal auch der Glanz der Technologiebranche, zuvor das Zugpferd des jahrelangen Kursaufschwungs an der Wall Street, mit dem Datenskandal um Facebook und die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica sukzessive der einsetzenden Dämmerung weichen musste.

Zwar gelang es dem iPhone-Erzeuger Apple Anfang August noch, als weltweit erstes Unternehmen einen Börsenwert von mehr als einer Billion US-Dollar zu erzielen. Allerdings nur recht kurzfristig, derzeit ist das Unternehmen "nur noch" mit 788 Milliarden Dollar bewertet. Dennoch konnte der technologielastige Nasdaq-100-Index ein eineinhalbprozentiges Plus über den bisherigen Jahresverlauf retten, während der Dow Jones einen Verlust von vier Prozent aufweist.

Kurseinbruch bei Bitcoin

Ein kleiner Trost für Investoren aus dem Euroraum ist die Stärke des Dollars, der rund fünf Prozent gegenüber dem Euro an Wert gewann. Dies verbessert die Performance aller in Dollar notierten Anlagen wie US-Aktien oder auch Gold, wo die Währungsgewinne zumindest die Kursverluste ausbügeln konnten. Nicht annähernd gelungen ist dies freilich bei der Kryptowährung Bitcoin, die heuer einen Kurseinbruch um fast drei Viertel verzeichnete.

Mit Sicherheit am besten

Am besten sind heuer jene Anleger gefahren, die sicheren Anlagen treu geblieben sind. Etwa mit einer zehnjährigen österreichischen Staatsanleihe, die dank der Kursgewinne im zweiten Halbjahr immerhin zwei Prozent Rendite einspielte. Aber selbst damit konnte die Inflation nicht gänzlich ausgeglichen werden, denn im November lag die Teuerung in Österreich auf Jahressicht bei 2,2 Prozent. Unter dem Strich wird 2018 für Anleger wohl als verlorenes Jahr in Erinnerung bleiben. (Alexander Hahn, 23.12.2018)