Der französische Chanson-Sänger Francis Lalanne möchte bei den Europawahlen 2019 eine "Gelbe Liste" aufstellen – aber nicht anführen.

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Frankreichs Regierung lässt derzeit die letzten Blockaden der Gelbwesten an Kreisverkehren und Autobahnmautstellen räumen. Auch wenn die Bewegung insgesamt am Abflauen ist, stellte Linkenchef Jean-Luc Mélenchon Präsident Macron eine "Weihnacht an den Kreisverkehren" in Aussicht. Sein "Unbeugsames Frankreich" setzt sich wie die Rechtspopulistin Marine Le Pen als Wortführer der Bürgerbewegung in Szene.

Die meisten Gelbwesten verbieten sich aber jede politische Vereinnahmung. Der bekannte Chanson-Sänger Francis Lalanne versucht derzeit, eine "Gelbe Liste" für die Europawahlen im Mai 2019 zusammenzustellen. Um nicht selbst als Trittbrettfahrer der Bewegung zu erscheinen, will der politisch wenig sattelfeste Künstler den ersten Listenplatz frei lassen.

Ohne Anführer und ohne zentrale Organisation haben die "gilets jaunes" an den Wahlurnen jedoch wenig Chancen. Und ohne jede Erfahrung geraten sie bereits jetzt in die politischen Mühlen. Rechts- und Linkspopulisten versuchen mit allen Mitteln auf den gelben Zug aufzuspringen; die etablierten Kräfte – Sozialisten, Republikaner und Macronisten – treten hinter den Kulissen ihrerseits für die Bildung einer "Gelbliste" ein – im Wissen, dass diese den aufstrebenden Volkstribunen Mélenchon und Le Pen massiv Stimmen wegnehmen würde. So viele Sympathien auch den Gelbwesten entgegenströmen, so unsicher scheint ihre politische Zukunft. (Stefan Brändle, 21.12.2018)